Mit frischem Schwung ins Neue Jahr – Rückblick Januar 2024

Normalerweise ist die Zeit zwischen den Jahren, also von Weihnachten bis Dreikönig, bei mir von Rückzug, Innenschau und Visualisierung geprägt. Es ist eine Zeit, in der ich es sehr genieße, mich ein Stück weit von der äußeren Welt zurückzuziehen und zu tun, was mein Herz, meine Intuition mir sagt. Auch ist es die Zeit, in der mir dies am allerbesten im ganzen Jahreslauf gelingt. Meist zieht sich diese Zeit des äußeren Stillstandes noch bis Ende Januar hin, das Jahresrad läuft nur sehr langsam an. Gerade so, wie die Natur im Januar noch scheinbar tot ist und sich nur unterirdisch die Säfte und Kräfte sammeln, um dann bei Anbruch des Frühlings nach oben zu schießen.

In diesem Jahr war es anders. Schon bald merkte ich, dass mein Leben Fahrt aufnimmt und frischer Schwung in mein Leben kommt. Obwohl ich mir selbstverständlich gerade in den Raunächten die Zeit für Rückzug, Innenschau und Visualisierung gönnte, trieb es mich förmlich dazu an, ins Tun zu kommen.

Jahresplanung – braucht man das?

Ich gestehe, bisher habe ich mir zwar jedes Jahr überlegt, was ich in diesem Jahr erreichen will und habe im Kopf sehr wohl Pläne geschmiedet – allerdings, nur im Kopf. Aufgeschrieben oder gar einen echten Plan gemacht, was ich wann erledigen will, habe ich nie. Jetzt bin ich zugegebener Maßen die Königin im Verzetteln und schaffe daher oft nicht alles, was ich mir vorgenommen habe. Dabei stehe ich im Ruf, sehr strukturiert zu sein. Auf der einen Seite ist das auch richtig, denn wenn ich etwas fest plane oder eine Aufgabe übernehme, dann kann man sich darauf verlassen, dass ich alles pünktlich und ordentlich erledigt habe. Auf der anderen Seite, wenn Pläne nur in meinem Kopf existieren, bleiben sie allzu oft nur Luftschlösser. Nun weiß ich natürlich, dass – zumindest bei mir – das Leben gern einmal in meine Planungen funkt. Macht es daher überhaupt Sinn eine Jahresplan, Monats- oder Wochenpläne zu schreiben? Ich wusste die Antwort nicht, aber ich spürte, es war an der Zeit, es auszuprobieren.

Mein Jahresplaner 2024

So schnappte ich mir gleich zu Jahresbeginn ein größeres Notizbuch und legte einen Jahresplan, Monats- und Wochenpläne darin an. Dann füllte ich sie mit Leben. – Und siehe da: Es funktioniert! Ich bin wesentlich fokussierter und erledige mehr von dem, was ich mir vorgenommen habe. Schon nach einem Monat kann ich sagen: Versuch erfolgreich, ich möchte meinen Plan nicht mehr missen.

Loslassen – Platz schaffen für Neues

Ich denke, die meisten Menschen werden sie haben, diese Ecken, an denen man mehr und mehr ansammelt. Es herrscht das Chaos – aber leider nicht das kreative Chaos, sondern jenes, das dafür sorgt, dass man sucht, und sucht, und sucht… Ich jedenfalls bin da eine Spezialistin. Überhaupt neige ich zumindest in manchen Bereichen dazu, weit mehr zu horten, als ich eigentlich brauche. Doch wer Platz für Neues haben möchte, der muss Altes loslassen – sofern er nicht im Chaos versinken möchte. Daher habe ich gleich Anfang Januar beschlossen, vieles loszulassen: Dinge, die zu viel sind (etwa der gefühlt 200. Fineliner); Dinge, deren Zeit in meinem Leben vorüber ist; Dinge, die ich aus einer Laune heraus gekauft habe, aber nie benutzte; Bücher, die ich gelesen habe und nie wieder ansehen werde; Sachbücher, deren Inhalt nicht mehr aktuell ist oder deren Wissensbereich mich nicht mehr interessiert und noch vieles mehr.

Den Anfang machte das Thema Büro- und Bastelmaterial. Das habe ich aus den unterschiedlichsten Ecken zusammengetragen, sortiert, das zu viel oder nicht mehr sinnvoll ausgemustert und dem verbliebenen Rest einen festen Platz zugewiesen. Jetzt habe ich Ordnung im Büro und in meinen Bastelmaterialien – und ja, es ist sogar noch etwas Platz für Neues.

Apropos Platz schaffen für Neues, das Platzschaffen beschränkt sich nicht nur auf Material, auch auf meinem Computer habe ich angefangen auszusortieren. Angefangen von Dateien, die da schon seit Jahren ungenutzt schlummern bis hin zu Newsletter, bei denen ich es nicht schaffe, sie zu lesen, geschweige denn, das, was darin enthalten ist, umzusetzten. Auch hier gilt: Weniger ist mehr.

Malen – ein neues Hobby bahnt sich an

Vielleicht hast Du es schon im Jahresrückblick 2023 gelesen: Ich habe mich im Aquarellmalen versucht. Die Bilder, die ich mit Hilfe des Adventskalenders von Shireen Predehl zustande brachte, lösten in mir den Wunsch aus, weiter zu malen. Nun schenkt Shireen jedem, der dabei sein will, an jedem 2. Sonntag im Monat eineinhalb Stunden ihrer Zeit in denen wunderschöne Bilder entstehen können. Im Januar malten wir einen Cupcake. Das Ergebnis gefiel mir so gut, dass ich beschloss mir richtiges Aquarellpapier und Aquarellfarben zu kaufen. Bisher malte ich nämlich mit einem Wasserfarbkasten aus Grundschulzeiten meines Sohnes auf Karteikarten. Inzwischen sind Papier und Farben eingetroffen und ich konnte den Cupcake noch einmal malen – und ja, man sieht den Unterschied. Das Wichtigste aber ist: es macht wirklich Spaß! Im Moment habe ich da so eine Idee im Kopf, ich könnte doch meine Weihnachtskarten diesmal selbst malen. Ob ich das wohl hinbekomme? Ich werde berichten.

Links das Bild aus dem Kurs mit Wasserfarben und auf einer Karteikarte, links auf Aquarellpapier und mit Aquarellfarben gemalt.

Endlich wieder wandern: Der Rück-Besinnungsweg

Hach, wie hatte mir das die letzten Monate gefehlt! Entweder war das Wetter miserabel, ich – oder ein anderes Familienmitglied – war krank oder es war schlicht und einfach zu viel zu tun. Jedenfalls schafften wir es nicht, endlich einmal wieder zu wandern. Jetzt im Januar bot sich endlich wieder die Gelegenheit.

Weil wir so lange nicht mehr unterwegs waren –ich habe bekanntlich so ein kleines Mitbringsel auf die Erde – entschieden wir uns für eine kurze Tour. Nach ein wenig Recherche stießen wir auf den Rück-Besinnungsweg. In sieben Stationen lädt der ca. 5 km lange Wanderweg dazu ein, sich Gedanken über wichtige Werte unserer Gesellschaft zu machen. An jeder Station erwartet den Wanderer eine Tafel und ein Kunstwerk. Die Künstler, die diese Werke erschufen, kamen bis auf einen aus dem Landkreis Miltenberg, der siebte aus Schwarzach am Main, der Marktgemeinde in der auch ich aufgewachsen bin. Der Rundweg startet an der St. Pius-Kirche in Elsenfeld-Schippach und führt über Rück bis zum Kloster Himmelthal und zurück nach Schippach.

Skulptur von Theo Steinbrenner aus Schwarzach am Main

Es ist ein lohnender Weg durch eine reizvolle Landschaft. An manchen Stellen waren wir allerdings froh, dass es schon ein paar Tage nicht mehr geregnet hatte. Der Boden war noch immer aufgeweicht und ich fürchte, hier und da ist es sehr rutschig, wenn das Wetter noch nässer ist. Ansonsten war es eine wunderschöne Tour mit Texten, die nachdenklich stimmten und zum Reflektieren einladen.

Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich es verstand… Im ersten Moment dachte ich, das Gebäude dahinter sei das Rechenzentrum…

Wenn Du einmal in der Gegend bist und Lust hast, ein paar Kilometer zu gehen, so kann ich den Rück-Besinnungsweg nur wärmstens empfehlen.

Vom Winter

Unter diesem Motto fand am 24. Januar mein erster Märchenabend in diesem Jahr im Märchengarten in Mainstockheim statt. Diesmal war der Wettergott mir hold und ich musste keine Zitterpartie ausstehen. Dabei hatte ich wirklich Befürchtungen, denn Tag drauf war Vollmond und ich meine aus den letzten Monaten herausgelesen zu haben, dass um Vollmond herum, das Wetter immer umschlägt. Etwas was ich am 24. wirklich nicht hätte brauchen können… Doch wie gesagt, ich hatte Glück und es war schon bald abzusehen, dass kein Regen meine Gäste vertreiben würde.

Magische Stimmung beim Erzählen am Lagerfeuer im Märchengarten in Mainstockheim – vom fast vollen Mond beschienen.

Wenige Tage vorher lag der Garten noch unter einer dicken Schneedecke, doch an diesem Abend war es relativ mild. Im Licht des Lagerfeuers und vieler Fackeln konnte ich, teils beschienen vom fast vollen Monde, meine Zuhörer ins Reich der Märchen entführen. Ich nahm sie mit zu den Unterirdischen; sie konnten Väterchen Frost, seinen Sohn und seine Geschenke kennenlernen; einem Storch mit einer goldenen Feder begegnen und erfahren, warum es gut ist, dem kleinen Volk zur rechten Zeit, am rechten Ort und mit Höflichkeit zu begegnen.

Schön war es wieder im Märchengarten! Das nächste Mal erzähle ich dort am 21. Februar und nehme meine Gäste mit zu Hexen und weisen Frauen. Hast Du Lust dabei zu sein? Ich freue mich auf Dich!

Allein auf Schusters Rappen: Eine Tour rund um Lülsfeld

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, jede Woche eine Wanderung zu machen. Naja, das hat (natürlich) im Januar nicht geklappt, aber immerhin ist es mir gelungen, eine Tour nur für mich allein zu gehen. Damit bin ich schon um eine Tour erfolgreicher wie das ganze vergangene Jahr…

Da die Zeit, die mir an diesem Tag zur Verfügung stand, nicht ganz so lange war und ich bekanntlich nicht die schnellste Wanderin bin, wollte ich meine Zeit nicht auch noch mit langen Anfahrten vergeuden. Also stöberte ich ein wenig auf outdooractive https://www.outdooractive.com, meiner bevorzugten Tourplattform. Aber das richtige war nicht mit dabei. Kurzerhand plante ich „am Reißbrett“ meine Tour. Ich entschied mich ins etwa 22 Kilometer entfernte Lülsfeld zu fahren und dort rund um die Weiher und an einer Mühle entlang zu wandern.

Blick von oben auf die Mühle

Gesagt, getan: Hingefahren, Auto abgestellt und losgelaufen. Die Wege wären eigentlich gut gewesen, doch der Regen der letzten Wochen hatte den Boden so gesättigt, dass offenbar nicht alles versickern konnte. Das Ergebnis: Matsch, Matsch und nochmal Matsch. Selbst dort, wo eigentlich Schotter gewesen wäre, war es matschig. Tja, und was hatte ich zu Hause vergessen? Genau, ein paar Schuhe zum Wechseln. Normalerweise denke ich immer daran, diesmal nicht. Wäre ja nicht so schlimm gewesen, hätte ich nicht ausgerechnet an diesem Tag ein frisch ausgesaugtes Auto gehabt…

Aber zurück zur Tour. Wie habe ich neulich so schön gelesen: „Es heißt Umwege, nicht falsche Wege.“ – und einen Umweg habe ich genommen, weil ich zu doof war, die selbst erstellte und ausgedruckte Karte zu lesen… Nein, kein Kommentar 😉 Aber vielleicht war ich ja gar nicht zu blöd, vielleicht sollte ich diesen Umweg schlicht und einfach nehmen. Denn dieser Zusatzweg führte mich zu einer Quelle. Ein wenig oberhalb stand ein Stein, der auf die Quelle verwies und den Namen preisgab: Das Heiligenbrünnla. Auf der anderen Seite des Steins war ein Storch abgebildet, der ein Tuch im Schnabel trägt, in dem ein Kind liegt.

Das Heiligenbrünnla

Sofort musste ich an den Frau Holle Teich am Hohen Meißner denken, denn der Sage nach kommen die kleinen Kinder aus dem Hollenteich. Die Vorstellung, dass kleine Kinder aus Quellen kommen, war früher ja gar nicht so selten, vielleicht, weil man in den Quellen einen Zugang zur Welt der alten Göttinnen und Naturgeister sah. Ob es wohl über das Heiligenbrünnla auch eine entsprechende Sage gibt? Auf die Schnelle habe ich bei meiner Internetrecherche nichts gefunden, doch ich bleibe dran. Wenn ich etwas weiß, dann berichte ich. Falls Du die Tour auch machen möchtest, findest Du sie hier.

Vorwärts im Pilgerschritt – Mein Jahresrückblick 2023  

Vor vielen Jahren war ich Teil einer meditativen Tanzgruppe und ein Schritt, den wir häufig tanzten, war der sogenannte Pilgerschritt: zwei vor, eins zurück. Wenn ich heute auf mein Jahr 2023 zurückblicke, so könnte man durchaus sagen, ich bewegte mich im Pilgerschritt. Es geht vorwärts, vieles, was ich mir vorgenommen habe, konnte ich auch verwirklichen. Anderes musste zurückgestellt werden. Wieder einmal musste ich feststellen, dass auch die beste Planung nichts nutzt, wenn das Leben dazwischenkommt. Ich bin es gewohnt, dass ich mich nach meinem Körper richten muss – ich habe so ein „kleines“ Mitbringsel auf die Erde – aber in diesem Jahr hat mein Körper mich mehrfach total ausgeknockt. Alles was für die Zeit geplant war, musste also wegfallen. Schön ist das nicht, aber völlig normal, wenn man nicht ganz gesund ist und man entsprechend lernen darf, auf sich und seine Kräfte zu hören. Tut man es nicht, kommt die Keule umso schwerer, wie ich im Laufe meines Lebens schon oft feststellen durfte. Inzwischen bin ich – meist – klüger und entscheide mich gleich dafür, meinem Körper das zu geben, was er gerade in diesem Moment benötigt.

Jetzt aber blicke ich auf mein Jahr 2023 zurück, das im Rahmen meiner Möglichkeiten durchaus ein erfolgreiches Jahr war, denn ich habe viel geschafft und erreicht. Ich lade dich ein, mit mir ins vergangene Jahr zu wandern. Viel Spaß beim Lesen.

Was ich mir für 2023 vorgenommen habe – und wie es gelaufen ist

Meinen Märchengarten zum Leben erwecken
Im Juli war es endlich soweit, meine erste Abendveranstaltung für Erwachsene im Märchengarten fand statt. Monatlich einmal erzähle ich immer zu einem anderen Thema in meinem wunderschönen Garten im Freizeitgelände. Besonders jetzt, in der dunklen Zeit, erhellt durch Fackeln und Lagerfeuer, ist es etwas ganz Besonderes. Für 2024 sind schon alle Themen ausgearbeitet und auf meiner Webseite unter Termine zu finden. Ich habe sogar extra Flyer für den Märchengarten drucken lassen. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung im Garten.

Märchenhafte Abenteuer
Mein Plan war es 2023 viele märchenhafte Abenteuer zu erleben. Abenteuer sind für mich immer Dinge, die nicht alltäglich sind; Dinge, die mich aus meiner Komfortzone herauskatapultieren oder Dinge, die ich schlicht noch nicht gemacht habe. Wenn ich jetzt das (fast) vergangene Jahr Revue passieren lasse, sehe ich vieler solcher Abenteuer, die ich dieses Jahr unternehmen konnte, darunter der Europäischen Märchengesellschaft in Würzburg, die Märchentage Walter Kahn, das erste bayrischen Erzähler*Innen-Treffen, das Märchenfest der Altstadtfreunden und das Treffen der MÄRCHENERZÄHLEREI zum Thema „Wertschätzung“ in Pappenheim.

Meinen Märchenkurs ausarbeiten
Das steht noch immer auf meiner To-do Liste… Das habe ich bisher nicht geschafft, und werde es wohl auch im Rest des Jahres nicht mehr. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Das gibt dann gleich ein Ziel für 2024.

Erholungsurlaub ganz für mich alleine
Im Mai ist ein lang gehegter Traum für mich in Erfüllung gegangen. Zwei Wochen weilte ich auf Rügen. Schon lange hat mich die Insel angezogen, aber bisher scheute ich immer die weite Fahrt, es liegen einfach mal knapp 800 km zwischen meinem Wohnort und Bergen, der Hauptstadt von Rügen. Da mir diese Strecke einfach zu viel zum Autofahren an einem Tag ist und ich auch keinen Zwischenhalt einlegen wollte, entschied ich mich für eine Reise mit der deutschen Bahn. Meine Koffer habe ich vorher losgeschickt, womit es sich tatsächlich recht entspannt mit dem Zug reisen ließ. Zwei Wochen, ganz für mich allein, mit viel Natur und reichlich Zeit meine Batterien auftanken zu können.

Kap Arkona – eines meiner Ziele auf Rügen.

Meine Highlights 2023

Unterwegs auf Schusters Rappen

Jeder hat so seine Hobbies, meines ist definitiv das Wandern. Es gibt wenig, das mir so viel Freude macht, als zu Fuß über Stock und Stein zu stolpern. Viel zu selten war es mir 2023 vergönnt. Nichts desto trotz durfte ich fünfzehn Wanderungen bei uns in der Gegend erleben. Dabei war ein Ausflug mit meiner Freundin in die Fränkische Schweiz ebenso wie mehrere Wanderungen mit Mann und Hund im Steigerwald. Beim Durchblättern meiner Aufzeichnungen und der Bilder ist mir aufgefallen, dass ich dieses Jahr keine einzige Wanderung allein unternommen habe, ausgenommen auf meinem „Allein-Erholungsurlaub-2023“ auf der Insel Rügen. Da ich kein Auto mit hinauf in den hohen Norden genommen hatte, war ich auf öffentliche Verkehrsmittel und natürlich meine Füße angewiesen. Und soll ich euch etwas sagen? Ich habe es genossen! 113 km bin ich in diesen zwei Wochen gelaufen und das, obwohl ich drei Tage wirklich faul auf der Haut gelegen habe. Für das neues Jahr habe ich mir fest vorgenommen, wieder mehr zu wandern. Bin gespannt, ob es diesmal klappt.

Eines meiner Ziele auf Rügen: Zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten der Insel wandern. Auf dem Bild stehe ich vor dem „Pfenniggrab“, einem der vielen Megalithgräber auf Rügen.

Die Erfüllung eines Traumes – mein Märchengarten wird wahr

Für mich die wichtigste Neuerung 2023 war meinen Märchengarten endlich mit Leben zu füllen. Endlich, weil dieser Wunsch schon seit vielen, wirklich vielen Jahren in meinem Herzen schlummerte, von mir schließlich 2019 angegangen wurde und dann „Dank“ Corona 2020 ein jähes Ende fand. Wahrscheinlich hätte ich 2022 bereits im Märchengarten anfangen können, doch ich gebe zu, ich hatte kein Vertrauen in die Politik, hatte keine Lust Zeit und Geld in etwas zu investieren, dass dann aufgrund von Pandemiebeschlüssen einfach so ausgehebelt wird. Umso stolzer bin ich darauf, dass ich im Juli dieses Jahres erstmals im Garten erzählt habe und freue mich sehr darauf, im nächsten Jahr dort wieder zu erzählen. Aktuell habe ich 12 Erzählabende für Erwachsene geplant und arbeite gerade drei Märchennachmittage für Kinder aus.

Lasst Euch entführen in eine andere Welt.

Märchenkongress, ich komme!

Rituale und Übergänge im Märchen, so hieß die Überschrift unter der die Europäische Märchengesellschaft (EMG) zum Märchenkongress nach Würzburg einlud. Noch nie zuvor machte ich mich auf den Weg zum jährlich stattfindenden Märchenkongress, aber diesmal konnte ich eigentlich gar nicht anders, als teilzunehmen. Zum einen fand ich das Thema extrem spannend, zum anderen liegt Würzburg gerade mal 15 km von meinem Wohnort entfernt. Wenn das kein Grund ist, mir etwas Neues anzuschauen, was dann? Ich kann euch sagen: Es hat sich gelohnt. Wir verlebten vier wunderschöne Tage, gefüllt mit Märchen, märchenhaften Vorträgen und Arbeitsgemeinschaften. Besonders angetan haben es mir persönlich ja die Arbeitsgemeinschaften, von denen sich jede/r zwei aussuchen konnte. Einmal habe ich mich für ein „Märchen-Tanz-Ritual“ entschieden, einmal für „Die vier Zweige des Mabinogi“. Nicht unerwähnt möchte ich auch den Abschlussabend mit leckerem Buffet und Märchendarbietungen lassen.

Warten auf den Zug am Bahnhof in Mainstockheim, der uns zum Märchenkongress bringt.

Die Märchentage laden ein

Nur wenige Tage später ging es ins Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach, wo alljährlich die Märchenstiftung Walter Kahn aus Volkach tagt. Obwohl Münsterschwarzach in der politischen Gemeinde „Schwarzach am Main“ liegt und ich aus dem Ortsteil Schwarzenau stamme, hatte ich es bisher noch nie geschafft, die rund zehn Kilometer zu fahren und an den Märchentagen teilzunehmen. Zugegebener Maßen zog mich das Thema an: „Die unheile Welt. Zerstörung und Erneuerung im Märchen“. Ein brandaktuelles Thema, wenn man hinaus in die Welt blickt. Anders als der Märchenkongress in Würzburg waren die Beiträge auf den Märchentagen sehr akademisch und für mich als Erzählerin, die keinen akademischen Hintergrund hat, bisweilen schwer zu verstehen. Nichts desto trotz habe ich viel Neues und viel Wissenswertes erfahren. Höhepunkt der Märchentage war die Verleihung des Europäischen Märchenpreises 2023, sowie des Lutz-Röhrich-Preises im Schelfenhaus in Volkach.

Auf nach München – zum Treffen der bayrischen ErzählerInnen

In München fand im November das erste bayrische ErzählerInnen-Treffen statt. Der Verein „Erzählkunst Bayern e.V.“ hatte alle ErzählerInnen des Freistaates zu einem Austausch eingeladen. Zusammen mit drei meiner Erzählkolleginnen der MÄRCHENERZÄHLEREI fuhr ich gespannt auf das Treffen. Im Vordergrund der Veranstaltung stand das Kennenlernen und der Austausch zu selbstgewählten Themen in sogenannten Barcamps. Ich muss zugeben, mein Format werden Barcamps nicht, aber es war eine interessante Erfahrung. Trotzdem würde ich jederzeit wieder auf ein Treffen der Bayrischen ErzählerInnen gehen. Warum? Weil ich Austausch und Vernetzung unheimlich wichtig finde.
Im Anschluss an das Treffen habe ich noch zwei alte Friedhöfe in München besucht, einfach, weil ich die Atmosphäre dort besonders gern mag. Was diese wohl alles erzählen könnten, wenn ihnen Sprache gegeben wäre?

Was die beiden uns wohl erzählen könnten?

Eine Fränkin in Norddeutschland – Märchenseminare in Puls

Jedes Jahr zieht es mich zumindest einmal in den hohen Norden Deutschlands, nach Puls in der Nähe von Itzehoe, um genau zu sein. Dort steht nämlich der Märchenhof Rosenrot und dort bildet Gudrun Bötefür seit vielen Jahren MärchenerzählerInnen, MärchenberaterInnen und MärchentherapeutInnen aus – und dort habe auch ich alle drei Ausbildungen absolviert. Dieses Jahr habe ich den Deutungs- und Erzählworkshop gewählt und bin – wie jedes Jahr – reich beschenkt mit Eindrücken, neuen Sichtweisen und Märchen ins Frankenland zurückgekehrt.

Märchenabende im Turm

Seit 2010 bin ich Mitglied bei Märchen im Turm in Nürnberg. Einmal pro Monat, immer am letzten Donnerstag, gestalten drei ErzählerInnen einen Märchenabend. Viermal war ich 2023 im Spittlertorzwinger 4, wo wir seit 2020 unsere Erzählabende abhalten. Mich konnte man in diesem Jahr bei „Märchenfedern zu verschenken“, „Listig, kühn und weise“, „Spiegel – Zauber und Magie“ und „Da hatte aller Not ein Ende“. Schön war es wieder und ich freue mich schon auf das nächste Jahr.

Nürnberg, lass Dich verführen!

So könnte man den alljährlichen Aufruf des Projektbüros im Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg formulieren, organisieren sie doch jedes Jahr die Stadtverführungen. Mit dem Türmchen der Stadt, das für kleines Geld erstanden werden kann, hatte man Zutritt zu rund 1100 Führungen, die am 3. Wochenende im September angeboten werden. Seit 2015 bin ich selbst begeisterte Stadtverführerin. Dieses Jahr habe ich nicht nur im Turm erzählt, sondern auch mit meiner Erzählkollegin Bettina von Hanffstengel drei Märchenspaziergänge am Wöhrder See angeboten, darunter erstmalig zwei Gruselführungen. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die Stadtverführungen und bin mir absolut sicher, auch 2024 werde ich wieder mit dabei sein.

Adventskalender everywhere

Ich liebe Adventskalender! Ja, ja, ich bin schon groß, aber was stört das schon? Mir macht es gleichermaßen Freude, einen Adventskalender zu besorgen, zu befüllen oder täglich ein Türchen zu öffnen. Seit Jahren bekommt deshalb meine Familie einen Adventskalender und ich bekomme einen von meinem Mann.

Nun habe ich vor ein paar Jahren schon einmal einen Adventskalender für Facebook und Instagram gestaltet und auch veröffentlicht – allerdings mit mäßigem Erfolg, wenn ich mir die Reichweite ansehe, die diese Posts erreicht haben. Will ich also wieder einen Adventskalender veröffentlichen, so muss ich etwas anders machen – nur was? Da traf es sich gut, dass mir eine Freundin bei einem Treffen etwas von einer „Adventskalender Challenge“ erzählte und mir just am nächsten Tag der passende Instagram-Post über den weg lief. Ohne groß darüber nachzudenken, habe ich mich bei Ulli Anderwald angemeldet. Ziemlich schnell stellte ich fest, dass ich mir das 2023 nicht zutraue, denn wenn ich auf meine To-Do-Liste blickte, war klar: Das bringe ich nicht mehr unter. Trotzdem blieb ich Teil der Challenge, lernte gern was uns gelehrt wurde und vernetzte mich mit der ein oder anderen Teilnehmerin. Obwohl ich mich gegen einen eigenen Adventskalender entschied, durfte ich dennoch ein Adventskalendertürchen füllen, denn die liebe Sabine Musseleck lud mich ein, ein Türchen ihres Online-Adventskalenders zu gestalten. Liebe Sabine, ein ganz herzliches Dankeschön dafür!

Dieses Bild entstand nach der Anleitung im Adventskalender von Shireen Predehl – für jemanden der nicht malen kann, ein voller Erfolg

Jetzt war ich ein bisschen neugierig, wie machen es andere, die einen Adventskalender herausschicken? Wie viel oder wenig Aufwand betreiben sie? Kann ich von ihnen etwas lernen? Nun, ich denke man kann von allen und allem etwas lernen, deshalb habe ich mich im Zuge der Adventskalender Challenge bei ganz vielen angemeldet, nur um wenig später zu begreifen: Weniger ist mehr. Es ist schlicht unmöglich all die vielen, wirklich tollen Adventskalender zu öffnen und den Nutzen daraus zu ziehen. Die Idee, all diese Adventskalendertürchen in einem einigen Monat zu öffnen und sich mit den Inhalten zu beschäftigen, war grenzenlos daneben. Man kann seine Zeit nicht dehnen… Deshalb sind viele daher letztendlich in meinem Postfach verhungert… Einige habe ich dafür sehr intensiv genutzt, weil sie mich unheimlich ansprachen und genau dort abholten, wo ich stand. Allen voran waren es die Kalender von Shireen Predehl, Monika Frauendorfer, Jessica Schonk, Stefanie Schmid und Sabine Satzmacher. Für das nächste Jahr gilt für mich: Weniger, aber dafür gezielter zu abonnieren. Ich freu mich jetzt schon darauf. Apopos abonnieren: Auch im nächsten Jahr darf ich wieder bei zwei Adventskalendern ein Türchen füllen: Im Kalender von Sabine Musselek und von Würzburg für Kids. Jetzt schon vielen Dank an euch beide, dass ich mit dabei sein darf.

Dieses Bild entstand ebenfalls nach der Anleitung im Adventskalender von Shireen Predehl.

Meine 3 liebsten eigenen Blogartikel des Jahres

Wenn ich auch bestimmt nicht so viele Blogbeiträge geschafft habe, wie ich mir gewünscht hätte, so sind es doch einige geworden. Aber was davon sind meine ganz persönlichen Top drei? Neugierig? Hier sind sie:

  • Was ich als Märchenerzählerin bewirken will
    Der Blogbeitrag macht mich greifbar, erklärt „mein Warum“ und gibt Einblicke in meine Art zu denken.
  • Ein Hoch auf mich
    Viele Menschen – und ich gehöre da definitiv dazu – sehen viel leichter auf ihre Schwächen, als auf ihre Stärken. Es war ein für mich ungewöhnlicher Blickwinkel und gleichzeitig so befreiend. Außerdem bin ich über die Hürde „Eigenlob stinkt“ gesprungen und habe öffentlich gemacht, was ich gut kann.
  • Die mürrische Alte und die Mondgöttin
    Mein erstes selbstgeschriebenes Märchen auf meinem Blog. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin und die Geschichte veröffentlicht habe. Das ist für mich nicht ganz selbstverständlich, denn früher habe ich Geschichten nur geschrieben, um sie in meiner Schreibtischschublade verschwinden zu lassen.

Was 2023 sonst noch los war

Eigentlich bin ich völlig untalentiert, was das Malen angeht, dennoch hat es mir viel Spaß gemacht, mich mit Pinsel und Acrylfarbe beim Treffen der Franken-JEMAHs so richtig auszutoben.
Warum die Linde herzförmige Blätter hat, erzählt ein Märchen aus Irland – mir ist sie auf einem Spaziergang im Mai begegnet.
Der Rasende Roland – die Dampflok mit der man auf Rügen von Putbus nach Rügen und wieder zurück fahren kann. Ich liebe die Fahrt im offenen Wagon, weil ich es so mag, wenn der Wind mir um die Nase weht.
Im Juni durfte ich Erik Berkenamp auf dem Walberla vertreten. Das Walberla, oder richtiger die Ehrenbürg ist ein Tafelberg in der Nähe von Kirchehrenberg im Landkreis Forchheim.
Mein nadelgefilztes Bild nach dem Märchen „Die Regentrude“ von Theodor Storm entstand auf dem Wochenendtreffen der MÄRCHENERZÄHLEREI in Pappenheim im Juli.
Ende Juli habe ich mit meinem Mann den Würzburger Hafensommer besucht. Es war einfach nur wunderschön!
Wunderschön war auch das Märchenfest der Altstadtfreunde Nürnberg im Museum in der Kühnertsgasse 18/20/22, wo ich Märchen rund um Kronen erzählen durfte.
Im November bin ich erstmalig im Schein von Lagerfeuer und Fackeln im Märchengarten aufgetreten – eine wirklich magische Stimmung! Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Mal.
Mein inneres Kind wollte gern eine Wichteltür – Voilá, natürlich hat es diese bekommen.

Meine Ziele für 2024

  • Aufbau eines Newsletters
    Ein eigener Newsletter schwebt mir schon lange im Kopf herum. Bisher scheiterte es aber an der Umsetzung. Ihn möchte ich angehen.
  • Ein bis zwei Workshops – online und offline
    Stand schon für 2023 auf der To-Do-Liste und wurde nicht umgesetzt und das, obwohl ich sehr Lust dazu habe. Diesmal soll es wirklich klappen
  • Mein Buch darf das Licht der Welt erblicken
    Das ist auch so ein Langzeitprojekt und gleichzeitig mein Herzensprojekt. Ein letzter Feinschliff und dann heißt es: Verlegen. Bleibt nur die Frage ob im Self-Publishing, im Verlag oder mit Hilfe eines Literaturagenten…
  • Regelmäßig Bloggen
    Im Vergangenen Jahr habe ich das erste Mal ein Jahr lang gebloggt, allerdings mit nur wenigen Artikeln, sieht man von Monatsberichten und Märchenrätsel ab. Dieses Jahr plane ich jeden Monat einen Rückblick plus einen weiteren Blogartikel.
  • Änderungen an meiner Website
    Im vergangenen Jahr habe ich meine Homepage neu aufgesetzt. Jetzt, da sie schon eine ganze Weile besteht, wächst in mir das Bedürfnis, das ein oder andere zu verbessern.

Mein Motto für 2024:
Grenzen setzen – Grenzen sprengen

Der Jahresrückblog – äh – Jahresrückblick entstand bei der Jahresrückblog-Challenge von Judith Peters. Liebe Judith, vielen Dank für die vielen Anregungen und all dein Engagement.

Wenn Tod und Teufel sich ein Stell-dich-ein geben

Ich liebe Blogparaden, allerdings habe ich die unangenehme Eigenschaft mir viele auszusuchen und am Ende wenige zu schaffen – zumindest in der Zeit, in der die Blogparade laufen. Ich bin ehrlich, für mich wäre es besser, sie wären über das Jahr verteilt, statt dass sie einmal in geballter Form auf schreibwillige Menschen wie mich treffen.

Auch in der Blogparadenzeit 2023 habe ich mir etliche ausgesucht – geschafft habe ich eine einzige. Einfach, weil mir die Idee so gefiel und das Thema meine Fantasie herauskitzelte. Von welcher ich rede? Von der Fantastic Business Story von Manuela Kramer.

Als Märchenerzählerin sollte es mir möglich sein, eine märchenhafte Story über meinen Alltag hinbekommen, oder? Na, ganz so einfach war es dann auch wieder nicht… doch schließlich, kurz vor Ende der Blogparaden-Zeit sprudelte die Geschichte doch noch aus mir heraus. Und tada, hier ist sie, meine Fantastic Business Story.

Wenn Tod und Teufel sich ein Stell-dich-ein geben

Das unzuverlässige Wetterorakel

Die ganze Woche über hatte es schon geregnet und auch an diesem Morgen war der Himmel wolkenverhangen und trübe. Von Zeit zu Zeit öffnete der Himmel seine Schleusen und mehr oder weniger große Wassermassen flossen auf die Erde. Ab und an aber riss die Wolkendecke auf und die Strahlen der Sonne brachen durch.

Immer wieder blickte die Märchenfee abwechselnd in den Himmel und in ihr magisches Buch. Ihr müsst nämlich wissen, sie besitzt ein besonderes Zauberbuch, das ihr, wenn sie die rechte Seite aufschlägt, ein Wetterorakel zeigt. An diesem Tag aber war das Orakel völlig unzuverlässig! So verkündete es einmal, dass gerade eben die Sonne schien, während ihr ein Blick in den Himmel verriet, dass es regnete.

Der Blick ins magische Buch half einfach nicht weiter.

Natürlich wusste die Märchenfee, wie sehr sich die Natur über den Regen freute und wie wichtig dieser für das Überleben von Mensch und Tier war, aber gerade heute brauchte sie ihn wirklich nicht! Zumindest in nicht am Abend, denn da hatte sie in den Märchengarten eingeladen. Nicht nur Menschen hatten ihr kommen angekündigt, sondern auch Tod und Teufel wollten sich just heute ein Stell-dich-ein in ihrem Garten geben. Es war wie verhext! Nun lud sie schon seit Juli in ihren Garten ein, um die Menschen in eine andere Welt zu entführen, und jedes Mal, ja wirklich jedes Mal, schien es, als ob der Wettergott ihr übel mitspielen wollte, nur um dann doch noch Gnade walten zu lassen. Wenn die Märchenfee hinaus aus ihrem Fenster blickte oder die Seite in ihrem Zauberbuch aufschlug, dann seufzte sie laut. Sie wusste einfach nicht, wie sie sich richtig verhalten sollte. Sollte sie allen absagen? Oder darauf hoffen, dass der Regen sich verzieht und die Sterne herauskamen?

Das Wetterorakel machte der Märchenfee den ganzen Tag über Sorgen. Nicht nur, dass es an diesem Tag völlig unzuverlässig war, nein, es prophezeite für den Abend ständig etwas anderes! Der Fee war klar, auf ihr Zauberbuch konnte sie sich an diesem Abend nicht im Geringsten verlassen.

Der Blick in den wolkenverhangenen Himmel

Immer wieder sah sie sorgenvoll in den Himmel. Am Nachmittag aber erschien am Himmel ein wunderschöner Regenbogen und die Märchenfee beschloss, dies als gutes Zeichen zu werten. Tief in ihrem Herzen wusste sie, auch dieses Mal würde alles gut gehen und das Wetter würde halten. Auch wenn ihr Herz in manchen Momenten verzagt war, so wusste sie doch, dass im Märchenland viele gute und hilfreiche Geister wohnten. Was lag da näher, als diese Mächte anzurufen und sie zu bitten, dem Regen eine kleine Pause aufzuerlegen, so lange, bis das Stell-dich-ein vorüber war und alle ihrer Wege gegangen.

Der Regenbogen erscheint – ein Lichtblick!

Kurz nach Anbruch der Dunkelheit machten sich die Märchenfee und ihr Gehilfe auf den Weg in den Garten. Noch immer nieselte es, doch sie beschlossen, sich davon nicht abhalten zu lassen. Schnell waren die Stühle für die Gäste aufgestellt. Während der Gehilfe die Fackeln aufsteckte, danach Lagerfeuer und Fackeln entzündete, sorgte die Märchenfee mit ihrem magischen Lappen dafür, dass die Stühle wieder trocken wurden. Schnell verteilte sie bequeme Kissen darauf und trat dann aus dem Märchengarten, um die Gäste in Empfang zu nehmen.

Die Reise ins Märchenland

Und dann geschah das Wunder: Der Regen hörte auf, just in dem Moment als die ersten Gäste kamen. Freudig suchten sie sich einen Platz und ließen sich gespannt nieder. Das Feuer brannte hell und der Wind blies glücklicherweise in eine Richtung, die niemanden völlig einräucherte.

Pünktlich zur vereinbarten Stunde erschienen Tod und Teufel und all die anderen, die ihr Kommen angekündigt hatten. Nun müsst ihr wissen, dass die Bewohner des Märchenreiches unsichtbar für die Augen der Menschen sind und die Gäste die Anwesenden mit ihren gewöhnlichen Augen nicht sehen können. Nur die Märchenfee weiß, dass unerkannt von den Menschen auch Gäste aus dem Märchenland im Garten weilten.

Die Märchenfee begrüßte die Anwesenden und entführte sie danach nur mit ihrer Stimme als Hilfsmittel direkt ins Märchenland. Während sie sprach erschienen die Bewohner des Märchenreiches vor den inneren Augen der Gäste. So wurden sie Zeuge, wie ein gewieftes Bäuerchen ein Teufelchen überlistete und wie ein Wollknäul ein Schaf davor rettete, allein beim Tod zurückbleiben zu müssen. Sie erfuhren warum ein wagemutiger Schmied weder für den Himmel, noch für die Hölle taugte und daher für alle Ewigkeit wandern muss. Sie erlebten mit, wie ein kleiner Junge seinen Vater mit einem Stück Knäckebrot vorm Tod rettete und wie ein abgedankter Soldat den Teufel überlistete und damit eine arme Seele vor dem Höllenfeuer rettete.

Die Reise ins Märchenland

Natürlich macht so ein Erleben hungrig und durstig. Wie gut, dass die Märchenfee an alles gedacht hatte und heißen Tee und Lebkuchen mitbrachte. An diesen konnten sich alle in einer kleinen Pause stärken. Während alle mit ihren Bechern noch am Feuer standen, leuchtete dieses plötzlich in allen Farben des Regenbogens auf. Wie konnte das sein? Unbemerkt hatte der Helfer ein magisches Pulver ins Feuer gestreut und sorgte so für dieses zauberhafte Licht.

Viel zu bald war die Reise ins Märchenland zu Ende. Eine ganze Weile noch blieben alle sitzen, ehe sich die Gäste auf den Heimweg machten, nicht ohne anzukündigen, dass sie das nächste Mal wieder mitreisen wollen.

Es regnet, es regnet

Kaum war der letzte Gast gegangen, begann es erneut zu regnen. Die feinen Tropfen fielen auf das Gesicht der Märchenerzählerin. Glücklich richtete sie ihren Blick nach oben und dankte all den Guten Mächten, die ihre Bitte erfüllt hatten und dem Regen für eine Weile Einhalt geboten hatten. Dann aber löschte sie mit ihrem Helfer alle Feuer, sammelte Becher, Kannen, verbliebene Lebkuchen und Stuhlkissen ein.

Als sie das Tor hinter sich schloss, blickte sie abermals lächelnd in den Himmel und sagte leise: „Ich freue mich auf das nächste Mal! Dann aber hoffentlich ohne Zitterpartie ums Wetter.“

Darf man (Volks-)Märchen verändern – und wenn ja, gibt es eine Grenze?

Jeder Märchenerzähler der frei erzählt und nicht rezitiert, verändert die Vorlage ein wenig. Er verwendet eine andere Sprache, schmückt das ein oder andere aus, erwähnt anderes womöglich nur so am Rande. Das gehört zum freien Erzählen dazu, finde ich. Meine eigene Sprache finden, die Geschichte so nacherzählen, wie es für mich stimmig ist. Zeitgleich stellt sich die Frage: Wie weit darf diese Anpassung gehen? Darf ich nach eigenem Belieben verändern, was mir nicht gefällt? Oder gehört einfach alles zur Geschichte, so wie es überliefert ist? Auch wenn mir manches nicht schmeckt? Wenn es mir zu brutal erscheint oder nach erhobenem Zeigefinger klingt, den ich nicht unterstütze? Aber wenn ich allzu viel verändere, ist dann die Geschichte noch immer das Ursprungsmärchen oder habe ich ein Kunstmärchen geschaffen?

Mündliche Tradition

Lange bevor Märchen aufgeschrieben wurden hat man sie erzählt. Man gab sie mündlich weiter und wir alle wissen, was passiert, wenn ich eine Geschichte erzähle, jener der sie erlauscht weitergibt und wir das dreimal hintereinander wiederholen: Jeder merkt sich das, was für ihn wichtig ist und die Geschichte verändert sich mit jeder Weitergabe. Gibt es also überhaupt das Märchen xy oder gibt es nur das Märchen xy überliefert von…?

Wenn jemand, so wie ich, eine große Märchenbibliothek besitzt und ein Märchen in mehreren Büchern auftaucht, so kann er unschwer feststellen, dass die Versionen nicht identisch sind. Noch spannender wird es, wenn man das ein oder andere Märchen in der Sprache besitzt, die in jenem Land gesprochen wird, aus dem es stammt. In diesem Fall hat man oft zusätzlich zu den unterschiedlichen Überlieferungen auch noch diverse Übersetzungsunterschiede. Es macht Spaß die verschiedenen Versionen nebeneinander zu legen und sich die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten anzusehen. Dabei kann man feststellen, dass, obwohl das ein oder andere verändert wurde, der Kern der Geschichte der gleiche bleibt.

Wenn ich als Erzählerin ein Märchen vorbereite das ich in unterschiedlichen Versionen besitze, so lege diese gern nebeneinander, sehe mir an, was wo überliefert wurde und übernehme bei den Unterschieden das, was für mich stimmig ist. Außerdem verwandle ich oft indirekte Rede in direkte, weil das für mich die Geschichte lebendiger macht. Lebendiges Erzählen gehört für mich unabdingbar zum freien Erzählen, das in der Tradition des mündlichen Erzählens steht.

Märchen wurden schon immer angepasst

Ob es uns bewusst ist oder nicht, Märchen wurden schon immer bearbeitet. Bestimmt könnte man viele, viele Beispiele dafür finden, ich selbst möchte mich hier aber mit zwei begnügen:

Die Brüder Grimm haben sehr bewusst die Geschichten, die man ihnen erzählte, so verändert, dass sie in die Zeit passten. So ist ihr Verdienst nicht nur die Erschaffung der wohlklingenden Märchensprache, sondern auch die inhaltliche Bearbeitung und Aufbereitung der Vorlagen nach ihrem eigenen Empfinden und ihren eigenen Motiven.

Vor einigen Wochen bin ich bei einer Märchenrecherche im Internet über den deutschen Geistlichen und Schriftsteller Johann Heinrich Lehnert gestolpert. Der Mann, der von 1782 bis 1848 lebte, brachte u.a. einige eigene Märchensammlungen heraus. In seinem Buch „Mährchenkranz für Kinder“ nahm er auch bekannte Märchen der Brüder Grimm und Charles Perrault auf, milderte dabei jedoch manche in seinen Augen wohl zu grausame Szene ab. Im Gegenzug dazu schmückte er andere Teile der Geschichten besonders aus.

Veränderte Märchen – Veränderte Botschaft

Märchen transportieren Weisheiten und Botschaften. Jede Veränderung – abgesehen von der rein sprachlichen Veränderung – ändert damit auch die Botschaft, die das Märchen in sich trägt. Ich erinnere mich noch gut an eine Märcheninterpretation während meiner Ausbildung, die sich einer freien Märchenerzählung anschloss. Den Titel des Märchens weiß ich nicht mehr, doch ich erinnere mich gut an den Märchenhelden, der ein junger Mann war. Während unserer Gespräche drehte sich viel darum, dass er, obwohl noch jung, all das bewerkstelligen konnte und so weise war. Wir stürzten uns regelrecht auf dieses „jung“. Als ich später das Märchen nachlas, musste ich feststellen, dass der Mann im Text mit keinem Wort als jung oder Jüngling oder ähnlichem bezeichnet wurde. Es hieß schlicht „der Mann“. Was war geschehen? In der Vorstellung der Erzählerin war der Mann schlicht jung und als freie Erzählerin, die nach Bildern erzählt, hat sie genau wiedergegeben, was ihrer Vorstellung entspricht – und uns damit, völlig unbewusst, eine andere Botschaft vermittelt als jene, die das Märchen im Originaltext besaß.
Nun war das eine unbeabsichtigte Veränderung, doch man kann Märchen auch bewusst verändern, und damit eine andere Botschaft in die Welt tragen. Es macht einen Unterschied ob ich eine Frau als Märchenheldin wähle, obwohl im Text selbst von einem Mann die Rede ist. Es ist wichtig, ob am Baum eine Pflaume oder ein Apfel hängt oder ob der Gegenspieler eine böse Hexe oder doch ein Zauberer ist. Jede Figur, jedes Ding das nicht nur Beiwerk ist, hat eine Botschaft für uns, ebenso wie die Attribute, die ich diesen zuschreibe. Verändere ich hier etwas, verändere ich deutlich die Weisheit des Märchens.

Darf ich ein Märchen also so tiefgreifend bearbeiten?

Die Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Eine Patentlösung habe ich nicht und jede Erzählerin und jeder Erzähler muss selbst in sich hinein spüren, was wichtig und richtig für die Person selbst ist.

Manchmal ist die Überlieferung, die man in Händen hält einfach nicht stimmig. Manchmal spürt man: Da fehlt was! Manchmal will ein Detail einfach nicht ins Märchen passen. Soll man es dann einfach trotzdem so erzählen, wie es dasteht, obwohl man die Ungereimtheiten spürt? Für mich persönlich fühlt sich das nicht gut an. Soll man es einfach überhaupt nicht erzählen und dem Problem damit ausweichen? Das kann man natürlich, doch für mich ist das auch nicht stimmig, zumindest wenn mir der Rest gut gefällt oder gerade so gut zu einem Thema passt, das ich gerade erarbeite. Darf man es dann nach eigenem Gutdünken abändern? Aus meiner Sicht: Ja, aber… es ist dann schlicht nicht mehr das Ursprungsmärchen und das sollte auch erkennbar sein. Es ist dann eben nicht mehr das Märchen XY, sondern eine Geschichte nach den Motiven des Märchens XY. So fühlt es sich zumindest für mich stimmig an. Dazu gehört für mich auch, dass ich das klar kommuniziere, zumindest, wenn ich Name und Herkunft des Märchens bei einem Auftritt nenne. Ganz sicher aber muss ich darauf hinweisen, wenn ich das Erzählte interpredieren möchte.

Wie siehst Du das? Schreibe es mir gern in den Kommentaren.

Deine Märchenerzählerin

Heike Appold

Was ich bis zum 31.12.2023 erleben, lernen und machen möchte

Wir kennen sie alle, diese To-Do-Listen, oft mit so vielen Punkten beladen, dass man gar nicht wirklich weiß, wo man anfangen oder wie man das alles schaffen soll. In ihrer Blog-Challenge „Blogtober“ hat uns Judith Peters einmal eine andere Perspektive einnehmen lassen. Nicht, was musst du noch alles erledigen, sondern was willst du noch alles machen.

Im ersten Moment bin ich ein wenig erschrocken, als ich die Liste erstellte. Warum? Nun, es war kein Problem, Punkte zu finden, die ich für mein Business erledigen will, die mir wichtig sind und auf die ich auch richtig Lust habe. Im privaten Bereich sah das schon anders aus. Was will ich? Ich musste ganz schön tief graben, um unter dem ganzen Wust von „habe zu erledigen“ das fand, was ich wirklich erleben und machen will. Jetzt muss ich „nur noch“ die Zeit finden, all die Dinge in mein Leben zu integrieren, die das Leben lebenswert machen.

Meine ganz private To-Want-Liste

  1. Brandmalerei ausprobieren, das Gerät liegt schon jahrelang unbenutzt im Schrank…
  2. Meinen großen Schrank aufräumen, um das Chaos darin zu beheben
  3. Nicht mehr benötigte Bücher verkaufen, ganz nach dem Motto: Lass los, was du nicht mehr brauchst
  4. Meinen Kleiderschrank ausmisten, um Platz für Neues zu schaffen
  5. Meine angefangene Figur zu Ende filzen
  6. Das Häkeltuch beenden
  7. Zwei Wanderungen unternehmen
  8. Einen Adventsmarkt pro Adventswoche besuchen
  9. Auf einen Mittelaltermarkt gehen
  10. Einen Wellnesstag in der Therme
  11. Ein Candlelight-Dinner
  12. Ein Treffen mit Erzählerinnen und Erzählern in München
  13. Ein Wellnesswochenende
  14. Frühstücken mit meiner Freundin

Meine To-Want-Liste für Heikes Märchenwelt

  1. Mein Skript vollständig überarbeiten
  2. Meine Themen für den Märchengarten 2024 ausarbeiten
  3. Mich mit der App Santapress für WordPress vertraut machen
  4. Einen Adventskalender erstellen und posten
  5. Meinen Jahresrückblog schreiben
  6. Die Struktur meines geplanten Online-Kurses erstellen
  7. Weihnachtskarten mit der Hand schreiben
  8. Drei neue Märchen lernen
  9. Neue Visitenkarten erstellen und drucken lassen
  10. Auf das erste bayrische Treffen der Erzählerinnen und Erzähler gehen.
  11. Zwei Expertenartikel für meinen Blog veröffentlichen

Ob ich das alles schaffe? Das weiß ich nicht. Aber glücklicherweise ist es keine „To-Do-Liste“ sondern eine To-Want-Liste, die man nicht akribisch abarbeiten muss. Stattdessen hat man die Freiheit, das ins Leben zu bringen, was man wirklich will.

Rückblick August 2023

Der Monat August ist immer ganz geprägt vom Feiern, denn sowohl mein Geburtstag, als auch unser Verlobungs- und Hochzeitstag fallen hinein. Dazu kommt noch der Geburtstag meines Sohnes und der meines Patenkindes. Sprich: Wir kommen im August kaum aus dem Feiern heraus. Außerdem habe ich bei der Glücks-Challenge von happiemotion mitgemacht. Natürlich gab es viel Märchenhaftes und leider auch eine längere Krankheitsstrecke, die mich ordentlich ausknockte. Und ja, ich war auch wieder per Pedes unterwegs.

Auf Schusters Rappen

Wie ihr inzwischen wisst, liebe ich es zu wandern. Gleich zu Anfang des Monats machten wir einen Wanderausflug ganz in der Nähe von Schornweisach. Neben einigen verwunschenen Tümpeln faszinierten mich vor allem einige Handschuhe, die an Bäume genagelt waren. Sie waren so angebracht, dass man den Eindruck bekam, jemand umarme den Baum von hinten. Ein weiteres Highlight der Tour war eine Quelle – ich vermute, ich muss nicht extra erwähnen, dass ich Quellen liebe 😉

Wenige Tage später – zwei um genau zu sein – machten wir uns noch einmal auf dem Weg. Diesmal wanderten wir eine Strecke im Gebiet zwischen Ilmbach und Untersambach. An diesem Tage war es sehr heiß und es gab nur wenige lohnenswerte Fotoobjekte. Aber – man geht ja nicht, um zu fotografieren, auch wenn ich zugebe, dass ich sehr gerne das Gesehene auf Fotos festhalte. Es war ein wunderschöner Ausflug, mit Wegen, die schattig genug waren, dass man sie auch bei Hitze gut begehen konnte. An jenem Tag hielt ich die Augen offen, denn „mein“ Herzverein JEMAH e.V. veranstaltete zu jenem Zeitpunkt einen Fotowettbewerb. „Dein Sommer mit Herz“ hieß das Thema und man konnte Bilder einreichen, die mit Herzen etwas zu tun hatten.

Dieses goldene Herz lag auf Rügen unweit einer Kirche am Boden. Ob es wohl von einer Hochzeit übrig blieb?

Wenn man mich ein bisschen kennt, dann weiß man, dass ich seit vielen Jahren Herzen fotografiere. Angefangen hat alles, als ich für JEMAH e.V. die „JEMAH-News“, sprich die Vereinszeitung, als Verantwortliche konzipierte. Damals stellte ich fest, dass manchmal „Lücken“ blieben, die gut durch kleine Bildchen gefüllt werden konnten. Seither fotografiere ich Herzen in allen möglichen Ausprägungen – und ich habe wirklich Freude daran. Logisch, dass ich beim Fotowettbewerb mitgemacht habe. Drückt mir alle die Daumen, dass mein Bild in den Kalender kommt, der aus den eingesandten Bildern entstehen soll.

Apropos Herzbilder: Wusstet Ihr, dass die Linde herzförmige Blätter hat? Es gibt sogar ein Märchen aus Irland, das erklärt, warum dies so ist: Zwei Männer möchten das Herz einer jungen Frau erobern und sie kann sich nicht entscheiden. Also schickt sie beide aus, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihr ein Geschenk zu machen. Der Mann, der ihr das schönste und wertvollste Geschenk bringt, soll ihr Gemahl werden. Nun ist der eine reich, der andere arm. Der Reiche kauft wertvolles Geschmeide, der arme findet nichts Passendes. In seiner Not setzt er sich in den Lindenbaum vor ihrem Fenster und – ohne es wirklich zu bemerken – schneidet er Blatt für Blatt in Herzform. Das Mädchen erkennt darin, wie sehr er sie wirklich liebt und wählt ihn zum Bräutigam. Tja, und seither haben die Linden herzförmige Blätter.

Die herzförmigen Blätter der Linde, Ausdruck wahrer Liebe.

Wege zum Glücklichsein

Viele Märchenhelden und -heldinnen machen sich auf den Weg, ihr eigenes Glück zu suchen. Dieses „sich auf den Weg machen“ ist ein essentieller Teil der Geschichte, der Anfang, ohne den der Rest niemals stattfinden würde.
Im August habe auch ich mich auf den Weg zum Glück gemacht und zwar mit der Glücks-Challenge von happiemotion. 22 Tage lang durften wir verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, unser persönliches Glücksempfinden zu schulen und zu verbessern. Uns wurden 22 Methoden gezeigt, wie wir unser Leben auf Glück ausrichten und unseren Fokus darauf richten. Auch wenn ich nicht alle Anregungen in die Tat umgesetzt habe, so war die Teilnahme an der Challenge doch sehr bereichernd für mich. Ich kann sie Euch also wärmstens empfehlen.

Das Glückssymbol schlechthin – das vierblättrige Kleeblatt

Wenn der Körper einen ausknockt…

Ich bin selten krank – sieht man mal von den Problemen ab, die mein angeborener Herzfehler und die damit einhergehende Pulmonale Hypertonie so mit sich bringen. Diesmal aber hat es mich richtig erwischt. Keine Ahnung, wann ich vorher das letzte Mal mit 40 Fieber im Bett lag – diesen August aber habe ich absolut freiwillig deshalb das Bett gehütet. Das Blöde an der Geschichte: Unter Tags war ich halbwegs fit, abends klappte ich zusammen – obwohl ich Bett und Couch nicht verließ. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte ich meinem Körper die Ruhe nicht gegönnt. Der Haken aber war: Tagsüber fühlte ich mich gar nicht sooo krank… Sprich: mir wurde sehr schnell langweilig. Zu richtigen geistigen Höchstleistungen fühlte ich mich nicht fähig, aber zum Schlafen oder Däumchendrehen war ich zu fit. Was also tun? Zwar lese ich sehr gerne, aber auf Dauer funktioniert das dann auch nicht. Schließlich habe ich mich entschieden, doch etwas Produktives zu tun: Ich begann die Märchenthemen für meinen Märchengarten für das Jahr 2024 festzulegen und aus meinem Repertoire passende Märchen heraus zu suchen. Ganz fertig bin ich in dieser Zeit nicht geworden, aber zum größten Teil. So freue ich mich jetzt darüber, bald schon die Themen für das kommende Jahr bekannt geben zu können.

Märchenhaftes im August

Ein besonderes Highlight war für mich mein Auftritt auf dem Schwanberg. Am 16. August durfte ich im Rahmen der Musikwoche Märchen rund um die Musik erzählen. Schwester Dorothea Krauß von der Communität Casteller Ring hatte mich eingeladen. Besonders gefreut haben mich die angeregten Gespräche, die sich aus den Märchen heraus, aber auch aus meiner Tätigkeit als Märchenerzählerin ergaben. Zum Abschied bekam ich von Dorothea noch ein besonderes Geschenk: Ein altes Märchenbuch. Inzwischen habe ich natürlich schon ein wenig darin geblättert und auch schon das erste Märchen ausgemacht, das ich lernen möchte.

Tags drauf durfte ich wieder Märchen in meinem Märchengarten erzählen. Diesmal zum Thema „Geheimnisvolles rund ums Wasser“. Hättet ihr gedacht, dass es Robben gibt, die gar keine sind, sondern Meermänner und Meerfrauen? Oder dass man wieder jung wird, wenn man nur aus der richtigen Quelle trinkt? Davon und noch von vielem mehr berichteten die Märchen an diesem Abend.

„Da hatte alle Not ein Ende“ hieß der Märchenabend, den ich gemeinsam mit Bettina von Hanffstengel und Reingard Fuchs bei Märchen im Turm in Nürnberg gestaltete. Märchen beginnen oft in Not und Elend und so mancher zieht aus, um draußen in der Fremde sein Glück zu machen. Oft sieht es gar nicht so gut aus, doch am Ende aller Märchen, die wir an diesem Tage erzählten, hatte die Not ein Ende und die Märchenheldinnen und – helden lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

Feste feiern wie sie fallen

Es gibt Monate, die sind vollgepackt mit Feiern – der August ist so einer. So waren wir anlässlich des Geburtstags meines Sohnes in der Hacienda Mexicana in Wertheim, verbrachten unseren Hochzeitstag bei einem leckeren Essen auf der Steinburg in Würzburg und feierten meinen eigenen Geburtstag bei strahlendem Wetter im Woodland Inn in Kitzingen.

Ausblick auf den September

Schon jetzt zeichnet sich ein sehr märchenhafter September ab, denn dieser Monat birgt viele Märchenhighlights:

  • Wie jedes Jahr bin ich mit mehreren Veranstaltungen bei den Stadtverführungen in Nürnberg mit dabei
  • Natürlich gibt es auch wieder Märchen im Märchengarten in Mainstockheim
  • die Europäische Märchengesellschaft (EMG) wird ihren Jahreskongress in Würzburg abhalten, keine 20 Kilometer von hier entfernt. Logisch, dass ich mich angemeldet habe und bereits sehr gespannt bin.
  • Erstmalig werde ich die Märchentage der Märchenstiftung Walter Kahn aus Volkach besuchen, die wie immer im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach stattfinden.

Rückblick Juli 2023

Der Juli entpuppte sich als ziemlich märchenhafter Monat. Drei öffentliche Veranstaltungen, darunter eine Premiere, durfte ich gestalten. Darüber hinaus waren dreiviertel der Erzähler*Innen der MÄRCHENERZÄHLEREI in Pappenheim. Privat bin ich auf einem Wanderweg mit märchenhaften Namen unterwegs gewesen, war auf unserem Weinfest und habe den Hafensommer in Würzburg besucht.

Auf dem Grimm-Weg

Diesmal begann der Monat gleich am 2. mit einer Wanderung. Wir sind auf dem Grimm-Weg, der an anderen Stellen auch Wilhelm-Grimm-Weg genannt wird, zur Aschaffquelle gewandert und von dort wieder zu unserem Ausgangspunkt an der Festhalle in Waldaschaff. Der Weg selbst ist wunderschön und da fast komplett geschottert bzw. asphaltiert auch für Regenwetter geeignet, gleichzeitig ist er so schattig, dass auch höhere Temperaturen nicht stören.

Die Aschaffquelle bei Waldaschaff

Die Quelle sprudelt und zum Überqueren des Baches gibt es anstelle einer Brücke ein paar Trittsteine. Allerdings ist mir als Märchenerzählerin ja der Name „Wilhelm-Grimm-Weg“ ins Auge gesprungen, doch ich konnte bis jetzt nicht ergründen, warum er so heißt. Weder gab es irgendwo Tafeln mit Märchen oder Erklärungen, noch hat meine Internet Recherche irgendetwas zu Tage gefördert. Also, wenn einer von Euch weiß wieso der Weg diesen Namen trägt, dann schreibt es mir bitte in die Kommentare, denn ich würde das Rätsel gern lösen.

Unter dem Erzählbaum am Walberla

Die Ehrenbürg ist ein gut 530 Meter hoher Zeugenberg im Vorland der Fränkischen Alb. Er besitzt eine Doppelkuppe und liegt er im oberfränkischen Landkreis Forchheim. Eigentlich ist das Walberla die Bezeichnung für die Nordkuppe, während die Südkuppe Rodenstein heißt. Da im Volksmund für die gesamte Ehrenbürg oft die Bezeichnung Walberla verwendet wird ist es nicht verwunderlich, dass so manch einer statt zum Bergkreuz auf dem Walberla zum Bergkreuz auf den Rodenstein lief und vergeblich auf die Erzähler wartete. Mir wäre es beim ersten Mal auch fast so gegangen… Glücklicherweise traf ich am Parkplatz meine Erzählkollegin Reingard Fuchs, die mir den rechten Weg und das richtige Kreuz zeigte.

Felsformation am Walberla
Seht Ihr auch ein Tier im Fels?

Der Erzählort liegt malerisch unter uralten, mächtigen Linden, nur einen Steinwurf vom Bergkreuz entfernt. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf Kirchehrenbach. Normalerweise erzählt Reingard Fuchs mit Erik Berkenkamp, doch da der Bamberger Erzähler verhindert war, durfte ich ihn vertreten.

Gegen drei bin ich vom Parkplatz hinter Schleifhausen gestartet. Von dort geht es mit nur leichter Steigung bis zum Bergkreuz. Da ich noch Zeit hatte, breitete ich meine Decke aus und genoss den Blick ins Wiesenttal bis Reingard kam und wir uns unter den Linden niederließen.  Nach und nach kam unser Publikum und setzte sich in den Schatten der alten Bäume. Eine Stunde lang erzählten wir Märchen aus aller Welt ehe wir die Veranstaltung mit einem Kreistanz beendeten.

Nun ist es so, dass ich für eine Veranstaltung im November ein Bild „in Aktion“ schicken soll. Tja, was soll ich sagen, ich bin nicht sonderlich fotogen was das anbetrifft… Das liegt nicht in erster Linie daran, dass ich einfach grundsätzlich doof auf Fotos ausschaue, sondern dass ich beim Erzählen sehr viel mit Mimik arbeite – was zu unbeschreiblich lustigen Aufnahmen führt, aber selten zu solchen, die man veröffentlichen kann. Als mein Mann mich nach dem Erzählen abholte, veranstalteten wir daher ein Fotoshooting. Doch die gestellten Bilder gefielen mir auch nicht… Also habe ich einfach ein wenig erzählt und mein Mann hat Fotos über Fotos gemacht – und voila – es ist ein brauchbares dabei.

Unter der Linde beim Erzählen

Auf dem Rückweg zum Parkplatz sah ich plötzlich zwei Schafe am Wegesrand stehen. Na, ob wir da mit Luna gut vorbei kommen? Kaum ausgesprochen rennt von rechts unten über die Böschung ein schwarzer Hund – vermutlich der Hütehund – auf uns zu und zwickt ohne Vorwarnung meine vorschriftsmäßig angeleinte Hündin in den Hintern, so dass diese laut quietschte. Ich habe den fremden Hund dann ziemlich laut angeschrien, worauf der Schäfer ihn zurückrief. Inzwischen war der Weg von den Schafen versperrt. Auf meine Frage an den nicht sichtbaren Hirten wohin sie ziehen bekam ich in einem reichlich unfreundlichen Ton die Antwort: „Hier bin ich und hier bleib ich. Müsst halt einen kleinen Umweg machen.“

Äh, ja, einen kleinen Umweg… Das bedeutete, zurück zum Bergkreuz, den Berg ganz hoch und oben über die Walpurgis-Kapelle wieder hinunter. Blöd bloß, dass es ziemlich warm und wir für eine Wanderung nicht ausgerüstet waren, sprich: Wir hatten kein Wasser für den Hund dabei. Glücklicherweise hatte ich mein Wasser nur zur Hälfte getrunken und Luna säuft mir zur Not auch aus der hohlen Hand.

Die Walpurgis-Kapelle auf dem Walberla

Den Tag ließen wir dann im Paulushof bei Forchheim in einem wunderschönen Biergarten ausklingen, wo Luna eine große Schüssel Wasser bekam und glücklich den ganzen Durst stillen konnte.

Einen Tag später lag meine Pinschessin auf der Couch und da musste ich leider feststellen, dass der Hütehund nicht nur gezwickt, sondern gebissen hat. Man konnte die Löcher seiner Zähne in ihrem Oberschenkel sehen. Glücklicherweise ist nichts weiter passiert, aber für einen ohnehin ängstlichen Hund wie meine Luna ist das mehr als nur suboptimal gebissen zu werden.

Wein am Main in Mainstockheim

Obwohl ich kein großer Weinfestgänger bin, freue ich mich doch jedes Jahr wieder auf das Weinfest hier in Mainstockheim. Seit das Weinfest vor etlichen Jahren von der Schlossstraße hinunter an den Main, direkt neben den Wohnmobilstellplatz, gezogen ist, bin ich jedes Jahr mindestens einmal dort. Das Ambiente ist einfach toll und die Auswahl der Weine breit aufgestellt – auch wenn ich als Rotweintrinkerin durchaus einen Rotwein mehr auf der Liste gut fände. Aber vermutlich trinken die meisten – klassisch für Franken – Weißwein. Außerdem ist natürlich der Rotwein traditioneller Weise ehr etwas für die kühleren Tage und die erwartet man im Juli nicht unbedingt.

Wein am Main in Mainstockheim

Mein Mann und ich sind dann am Montagabend – traditionell der Abend für die Mainstockheimer – hinunter zum Festplatz gegangen, Regenjacke und Schirm im Gepäck, denn so ganz sicher konnte man sich nicht sein, ob der Regen oben bleibt. Doch wir hatten Glück, es blieb trocken und wir verlebten einen schönen Abend.

Premiere im Märchengarten

Den Wunsch nach einem Märchengarten verspürte ich schon lange. Deshalb hatte ich auch bereits Ende 2019 eine Anfrage an die Gemeinde Mainstockheim geschickt, ob denn einer der Gärten im Freizeitgelände, einer, der direkt am Fahrradweg frei wäre. Leider war dem damals nicht so. Doch bereits ein halbes Jahr später erfuhr ich, dass der Bund Naturschutz den Garten aufgab. So kam es, dass ich den Garten übernehmen konnte und mit Feuereifer anfing, meinen Garten zu gestalten.

In der Zwischenzeit war Corona aufgetaucht, doch optimistisch wie ich nun mal bin, glaubte ich, es könne nicht lange andauern. Wie wir inzwischen alle wissen, weit gefehlt. Die Vorgaben, die man gerade im künstlerischen Bereich den Menschen auferlegten, nahmen mir die Freude an meinem Garten. Die Idee, dort etwas auf die Beine zu stellen, mottete ich erst einmal ein. Bevor ich bereit war, dieses Projekt zu realisieren, musste zumindest insofern Planungssicherheit herrschen, dass mir nicht erneut Coronavorgaben alles zu Nichte machten. Inzwischen sind alle Corona-Maßnahmen ausgelaufen und das Virus spielt in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr. Zeit also, die Pläne aus der Schublade zu nehmen und zu entstauben.

Schild vor dem Märchengarten:
Hier kann man sich zukünfit immer über die nächsten Veranstaltung im Garten informieren

Am 26. Juli war es dann soweit. Unter dem Motto: „Geheimnisvolle Spiegel“ lud ich zu einem Märchenabend für Erwachsene in meinen Märchengarten ein. Dank des „Bladlas“, dass seit diesem Jahr einmal monatlich in Mainstockheim erscheint und an alle Haushalte verteilt wird, konnte ich meine Veranstaltung Publik machen. Am Veranstaltungstag selbst war dann eine Achterbahnfahrt der Gefühle angesagt, denn das Wetter war mehr als wechselhaft. Mehrfach war ich drauf und dran die Veranstaltung, die ja im Freien war, abzusagen, entschied mich jedoch dagegen. Der Wettergott hatte dann auch ein Einsehen mit uns und schickte uns sogar Sonnenschein. So kam es, dass ich vor einem sehr aufmerksamen Publikum Märchen erzählen durfte. In der Pause wärmte uns dann mein mitgebrachter Tee und wir unterhielten uns angeregt. Schön war es und ich freue mich schon auf den Märchenabend im 17. August, wenn ich „Märchen rund ums Wasser“ erzähle.

Beim Erzählen im Märchengarten

Spiegel – Zauber und Magie

Jeden letzten Donnerstag im Monat gestalten drei Erzähler*Innen von Märchen im Turm einen Märchenabend. Diesmal war meine Erzählkolleginnen Bettina von Hanffstengel und Monika Weigel zusammen mit mir dran. Spiegel – Zauber und Magie hieß der Titel unseres Abends und die Zuhörer konnten lustige, beschauliche, aber auch nachdenklich machende Märchen hören.

Unser Märchentisch bei Märchen im Turm

Für mich endete der Abend nicht ganz so lustig. Man könnte es auch als Pleiten, Pech und Pannen bezeichnen – oder einfach Deutsche Bahn… Als erstes fuhr mir die S-Bahn vor der Nase davon, okay, da kann die Bahn nix für. Also sah ich in der Bahn-App nach und mein Zug wurde mit acht Minuten Verspätung angegeben. Perfekt, dann muss ich nicht hetzen. Tja, leider fuhr er nicht acht Minuten später ab, sondern direkt zur eigentlichen Uhrzeit. Also gut, umsteigen auf die S-Bahn. Die S-Bahn wartete dann auf Anschlussreisende und weil Verspätung bei der Bahn sich gern vermehrt, kamen wir knapp 15 Minuten später in Neustadt an. Ab hier fährt der Schienenersatzverkehr (SEV). Auch eine Anschlussfahrt von der S-Bahn war ausgeschrieben. Tja, man ließ den Bus auch warten – und schickte ihn dann 2 Minuten bevor die S-Bahn ankam los – leer… Also Leute, ich verstehe ja, wenn ein Bus nicht warten kann – aber ihn gut 10 Minuten warten zu lassen um ihn dann zwei Minuten vor Ankunft der S-Bahn loszuschicken, da fehlt mir echt das Verständnis für. Ende vom Lied war jedenfalls, dass ich statt um elf erst um halb eins daheim war. Wie heißt es so schön: Thank you for travelling with Deutsche Bahn…

Pappenheim, wir kommen

Einmal im Jahr treffen sich die Märchenerzähler*Innen der MÄRCHENERZÄHLEREI für ein Wochenende. Neun von zwölf Erzählenden machten sich auf den Weg in das Tagungshaus der Evangelischen Kirche in Pappenheim. Nachdem jeder sein Zimmer bezogen hatte, trafen wir uns zum Mittagessen im Speisesaal. Anschließend begann unser buntes und interessantes Programm.

Der Blick aus meinem Zimmer in Pappenheim

Unser Thema 2023 lautete Wertschätzung und so gab es eine Einheit, in der jeder für alle anderen Erzählenden mindestens zwei Punkte aufschreiben sollte, was sie an ihm/ihr besonders wertschätzt. Anschließend wurden die Blätter eingesammelt und Bettina von Hanffstengel und ich klebten in der Pause für jeden eine Collage mit all dem, was die anderen an ihm/ihr wertschätzten. Für die zweite Aufgabe gab es eine Liste mit Werten für jeden auf der auch noch Platz für Ergänzungen war. Jeder sollte darauf die zehn Werte markieren/ergänzen, die ihm besonders wichtig waren und die drei Allerwichtigsten nochmal besonders kennzeichnen. Im Anschluss tauschten wir uns darüber aus. Nun hatte Heide Werner die Idee, dass wir doch nochmal jeder für sich festlegen könnte, welche Werte ihm für die MÄRCHENERZÄHLEREI besonders wichtig sind. Diese trugen wir danach auch zusammen und ich werde im Nachgang ein Bild erstellen, welches die Werte und die Häufigkeit, wie oft sie genannt wurden, zeigen wird.

Nach dem Abendessen machten die meisten einen Spaziergang mit Märchen zur Weidenkirche in Pappenheim. Ich selbst blieb zurück, denn ich gestehe, das Wetter, das an diesem Tag ständig von jetzt auf gleich umschwenkte, gefiel mir nicht. Die Vorstellung unterwegs geduscht zu werden, behagte mir so gar nicht. Da wartete ich doch lieber darauf, dass die anderen zurückkamen. Nachdem die anderen wieder zurück waren, saßen wir noch lange bei guten Gesprächen, Schokolade und Wein zusammen.

Mein Filzbild zum Märchen „Die Regentrude“

Am anderen Tag erzählte uns Hella Rissmann eine etwas gekürzte Version der Regentrude von Theodor Fontane. Danach packte sie Filzplatten und jede Menge Märchenwolle aus. Unsere Aufgabe: Filze in der Nadelfilztechnik ein Bild mit dem Motiv, das dich im Märchen am meisten angesprochen hat – oder – bringe die vielen Farben des Märchens auf das Bild. Wir waren alle mit Feuereifer dabei und es sind wunderschöne Filzbilder entstanden. Obwohl ich schon gefilzt habe – auch in Nadelfilztechnik – wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein Bild zu filzen. Es hat aber so viel Spaß gemacht, dass ich überzeugt davon bin: Es ist nicht das letzte seiner Art.

Nach dem Mittagessen besprachen wir noch zwei Veranstaltungen für die Zukunft ehe wir Pappenheim schon wieder verlassen mussten.

Die Erzählerinnen der MÄRCHENERZÄHLEREI
(von links nach rechts, von hinten nach vorne)
Ich, Hella Rißmann, Hildegard Michaelis, Heide Werner, Zorica Otto, Bettina von Hanffstengel, Christine Lübeling, Monika Weigel, Reingard Fuchs

Natürlich wollte ich die Weidenkirche trotzdem gerne sehen und so besuchte ich sie, nachdem wir die Bahnfahrer am Bahnhof abgeliefert hatten. Die Weidenkirche ist wirklich sehenswert und die Bilder werden ihr nicht wirklich gerecht.

Weidenkirche in Pappenheim

Da ich auf dem Weg zum Bahnhof ein Schild mit der Aufschrift „Auffahrt zur Burg“ entdeckte und es gerade trocken war, stattete ich der Burg Pappenheim noch einen kurzen Besuch ab, ehe ich mich auch auf den Heimweg machte.

Hafensommer in Würzburg

Mein Mann hat zum Geburtstag eine Einladung für ein kulturelles Ereignis in Würzburg geschenkt bekommen und sich für Andreas Rebers und nouWell cousines entschieden, die auf dem Hafensommer in Würzburg zu Gast waren.

Als Reverend Rebers nimmt er so manches auf die Schippe, gewürzt mit passenden Bibelzitaten. Okay, bei dem ein oder anderen Zitat bin ich mir nicht ganz sicher, ob das tatsächlich so in der Bibel steht… Jedenfalls wird er der Ankündigung gerecht. Dort wurde er mit „Schwarzer Humor, Ironie und unerwarteter Pointen“ angekündigt. Was habe ich an diesem Abend Tränen gelacht! Besonders angetan hat es mir die Formulierung „Menschinnen und Menschen“ oder „Brüderinnen und Brüder“.

Auch die nouWell cousines überraschten mich sehr positiv. Als ich nämlich das Bild und die darauf abgebildeten Instrumente sah, fürchtete ich einen folkloristischen Abend á la Bierzelt. Doch weit gefehlt! Es machte richtig Spaß ihnen zuzuhören. Besonders hatte es mir das „Those were the days my friend“ angetan, dass sie zum Schluss in schwindelerregender Geschwindigkeit gespielt haben.

Mein Mann und ich beim Hafensommer in Würzburg.

Obwohl es zwischenzeitlich etwas regnete, saßen wir unter dem Dach sicher und trocken und bekamen nur ein ganz klein wenig Gischt ab, was der Veranstaltung aber keinen Abbruch tat. Ein rundherum gelungener Abend und das für ein Event, das ich  mir selbst sicher niemals ausgesucht hätte. Was lernen wir daraus? Öfters mal etwas Neues ausprobieren, es könnte ja gut werden.

Rückblick Juni 2023

Mein Juni war geprägt von Vorbereitungen auf meine Auftritte im Juli, die mich zum Schreiben eines Märchens führten; von den märchenhaften Schatten, die der September schon vorauswirft und von zwei Wanderungen in die Wälder rund um Ebrach.

Das Wandern ist des Müllers Lust…

Mein Jahresvorsatz war: einmal in der Woche wandern zu gehen. Natürlich habe ich es auch im Juni nicht geschafft – aber – immerhin zweimal war ich doch unterwegs. Den Temperaturen war es geschuldet, dass wir uns reine Waldtouren ausgesucht haben. Da bietet sich bei uns in der Gegend der Steigerwald an. Übrigens waren wir sehr lecker im Restaurant am Baumwipfelpfad Ebrach essen, ich kann es wärmstens empfehlen.

Baumwipfelpfad Ebrach

Die erste Tour führte uns u.a. zur Wendelinskapelle. Wendelin ist der Schutzpatron der Hirten, der Landleute, Bauern, Tagelöhner und Landarbeiter. Klar, dass mir gleich eine Reihe Märchen eingefallen sind, in denen Hirten eine wichtige Rolle spielen. Besonders gern mag ich das Märchen „Jawohl“ in dem ein Hirtenjunge sieben Jahre nichts anderes sagen darf als immer nur „Jawohl“. Habt Ihr auch ein Lieblingsmärchen das von einem Hirten oder einer Hirtin handelt?

Die Wendelinskapelle nahe Ebrach

Die zweite Wanderung führte uns durch den idyllischen Weiler Schmerb zu einem Fliegerdenkmal. Hier war im zweiten Weltkrieg ein Flugzeug abgestürzt und man hat den Verunglückten ein Denkmal mitten in den Wald gesetzt. Bei dieser Wanderung hatten wir ein besonderes Erlebnis, eines, das sich nicht planen lässt: ein Schmetterling umkreiste meinen Mann eine ganze Weile, ließ sich dann auf seiner Hand nieder und ließ sich locker 250 Meter mittragen. Dabei interessierte es das Insekt nicht, ob und wie mein Mann seine Hand bewegte. Es war wirklich faszinierend.

Eine besondere Tierbegegnung

Erste-Hilfe-Kurs

Wann war Euer letzter Erste-Hilfe-Kurs? Beim Führerschein? Meiner liegt noch nicht so lange zurück, trotzdem sind es bestimmt an die fünfzehn Jahre… Da wird es langsam Zeit für eine Auffrischung, oder? Vor allem, wenn dringend Ersthelfer gesucht werden. Um sich als Ersthelfer registrieren zu lassen muss man alle zwei Jahre einen Auffrischungskurs machen. So kam es, dass ich am 20. Juni bei brütenden 32 Grad im Dachgeschoss des Bayrischen Roten Kreuz in Kitzingen von früh um halb neun bis nachmittags um halb fünf meine Kenntnisse in Erster Hilfe auffrischte. Jetzt darf ich nur nicht vergessen, in zwei Jahren die Auffrischung zu machen…

Ein Kopfverband mit Hasenohren – nicht dass ich nicht ohnehin genug geschwitzt hätte…

Der märchenhafte September wirft seine Schatten voraus

Es gibt Monate, in denen ist es ziemlich ruhig, was die Märchenarbeit angeht – und andere, da steppt gleichsam der Bär. Im September wird er definitiv steppen. Neben meinen üblichen Auftritten gibt es nämlich drei Besonderheiten: Die Stadtverführungen in Nürnberg, den Kongress der Europäischen Märchengesellschaftin Würzburg und die Tagung der Märchenstiftung Walter Kahn in Münsterschwarzach.

Natürlich bin ich wieder bei den Stadtverführungen in Nürnberg mit dabei. Das Thema 2023 lautet Schlüsselerlebnisse. Mit dem Kauf eines Türmchens kann man am 3. Wochenende des Monats so viele der rund 1000 Stadt(ver)führungen besuchen, wie man möchte. Der Vorverkauf startet am 28. Juli 2023 in den bekannten Vorverkaufstellen in Nürnberg und Fürth. Mich könnt ihr zusammen mit meiner Erzählkollegin Bettina von Hanffstengel viermal als Stadt(ver)führerin in Nürnberg erleben. Am Freitagabend und am Samstagnachmittag am Wöhrder See bei einem Märchenspaziergang und am Samstagabend im Spittlertorzwinger mit einer Märchenstunde. Nähre Infos zu meinen Verführungen findet Ihr bei meinen Veranstaltungen.

Auch im vergangenen Jahr war ich als Stadtverführerin mit dabei – bei strömenden Regen, daher gibt es keine Bilder…

Die Europäische Märchengesellschaft (EMG) organisiert jedes Jahr einen Märchenkongress in einer anderen Stadt, bei dem Mitglieder, aber auch interessierte Nichtmitglieder teilnehmen können. In diesem Jahr lautet das Thema „Übergänge und Rituale“. Ein äußerst spannendes Thema, wie ich finde. Da trifft es sich gut, dass die EMG dieses Jahr Würzburg für ihren Veranstaltungsort ausgewählt hat, wohne ich doch nur rund 15 km von der Hauptstadt des Regierungsbezirks Unterfrankens entfernt. Meine Anmeldung ist inzwischen abgegeben und ich freue mich sehr darauf, dabei sein zu dürfen. Und wer weiß, vielleicht gefällt es mir so gut, dass ich im nächsten Jahr sogar eine Reise auf mich nehme. Apropos auf sich nehmen, nimmt einer von Euch die Reise nach Würzburg auf sich und treffen wir und dort? Ich würde mich freuen.

Manchmal liegen Fortbildungsmöglichkeiten so nahe und man schafft es trotzdem nicht. Die Märchenstiftung Walter Kahn hat ihren Sitz in Volkach, rund 17 Kilometer von Mainstockheim entfernt. Mehr noch, der jährliche Märchenkongress findet immer im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach statt und ich komme ursprünglich aus Schwarzenau. Beide Dörfer gehören zu einer politischen Gemeinde, nämlich Schwarzach am Main. Natürlich weiß ich auch seit vielen, vielen Jahren, dass es die Märchenstiftung in Volkach gibt. Trotzdem habe ich es bis dieses Jahr nicht geschafft beim Kongress dabei zu sein. Das wird sich 2023 ändern, die Anmeldebestätigung habe ich bereits erhalten und ich freue mich auf viele spannende Vorträge. Wie sieht es aus, kommt von Euch auch jemand nach Münsterschwarzach zum Märchenkongress?

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

Wenn ich neue Märchen für einen Auftritt lernen möchte, so bringe ich sie zunächst in eine Sprache, die flüssig über meine Lippen kommt. Dabei achte ich stets darauf, dass ich die Geschichte nicht inhaltlich verändere, jedoch passe ich die Sprache an. Was ich sehr gerne mache, sind Sätze in indirekter Rede in direkte Rede zu verwandeln oder angestaubte Begriffe, die selbst ich nachschlagen muss, in Wörter zu übersetzen, die jeder versteht.
Kurz vor der Sommersonnenwende war mal wieder Zeit für so eine Märchenüberarbeitung. Ich setzte mich also hin, legte das Märchen vor mir ab, überlegte, was ich anpassen möchte und fing an zu schreiben. Doch dann geschah etwas völlig Unerwartetes: Ein neues Märchen floss aus mir heraus – und ich sage mit Absicht, floss heraus. Die Worte purzelten geradezu aus meinem Kopf und meine Finger flogen über die Tastatur. Bald schon war ein neues Märchen geboren, das ich den Namen „Die mürrische Alte und die Mondgöttin“ gab.

Der Vollmond spielt eine große Rolle in meinem Märchen.

Nun aber geschah etwas Seltsames. Ich fühlte mich hin- und hergerissen. Was mache ich jetzt mit dem Märchen? Horten? Irgendwo in die Schublade stecken und dann herausholen, wenn ich denke, dass es passt? Meinen Traum weiterträumen irgendwann ein Buch zu verlegen mit selbstgeschriebenen Märchen? Wollte es nicht geboren werden und war es damit nicht Zeit, es in die Welt zu senden? Es war doch bestimmt kein Zufall, dass es gerade kurz vor der Sommersonnwende aus mir herauspurzelte, zumal die Sonnwende eine wichtige Rolle im Märchen spielt. Wenn ich es jetzt mit der Welt teilte, sollte ich es dann lieber hier auf meiner Homepage veröffentlichen – oder – sollte ich es in ein Hörmärchen verwandeln und so in die Welt entlassen? Fragen über Fragen. Interessanter Weise ploppte das erste Mal die Angst auf, dass ich etwas von mir Geschaffenes veröffentliche und jemand es als sein Eigenes ausgeben könnte. Keine Ahnung warum das so war, aber die Gedanken darum waren schon sehr spannend. Schließlich habe ich einmal kräftig durchgeatmet und pünktlich zur Sommersonnenwende 2023 mein Märchen „Die mürrische Alten und die Mondgöttin“ auf meine Homepage hochgeladen.

Die mürrische Alte und die Mondgöttin

Am Rande eines kleinen Dorfes lebte einmal eine mürrische Alte. Ihr Mann war schon lange gestorben. Freunde besaß sie keine, denn sie ließ an nichts und niemanden ein gutes Haar und beschwerte sich ständig über dies und das. Da sie selbst nichts Gutes an ihrem Leben sah, gönnte sie auch niemanden anderen etwas Gutes. So lebte sie allein und abgeschieden in ihrem kleinen Häuschen und haderte mit sich und der Welt.

Hinter dem Haus begann der dunkle Wald und oft ging sie hinein, um Beeren, Kräuter, Wurzeln oder Pilze zu sammeln. Eines Tages nahm sie wieder einmal ihr Körbchen und machte sich auf den Weg. Der Pfad den sie einschlug schlängelte sich den Berg hinauf und führte sie schließlich zu einer Stelle, von der aus man einen wunderschönen Blick über ihr Dorf hatte.

Mürrisch sah sie hinab und verzog missbilligend ihr Gesicht. ‚Was trieben die denn da auf der großen Wiese vor dem Ort? Stellten die da etwa Tische und Bänke rund um die alte Linde auf? Was sollte das schon wieder werden?‘ Da fiel es ihr plötzlich ein: Morgen war der längste Tag des Jahres und das ganze Dorf feierte ein großes Fest. Es gab Speis‘ und Trank im Überfluss, Musikanten spielten auf und die Menschen, jung wie alt, tanzten um ein großes Feuer. Die jungen Frauen und die Mädchen trugen Kränze aus Blumen und Kräutern auf dem Kopf, die sie im Laufe des Morgens gemeinsam banden.

Was für eine Verschwendung! Die Kräuter könnte man wahrlich besser verwenden! Und wenn sie nur an all das Gehopse und die laute Musik und überhaupt den ganzen Lärm dachte, wurde ihr schlecht. Bestimmt konnte sie die ganze Nacht wieder kein Auge zu tun! Verboten gehörte das! Jawohl, verboten! Schließlich wandte sie sich ab und schlurfte zurück nach Hause, während sie ihren trüben Gedanken nachhing.

Nun hatte die Alte sich eigentlich vorgenommen an diesem Abend früh ins Bett zu gehen, doch der Gedanke an all den Krach des nächsten Tages raubten ihr die Ruhe. So kam es, dass der volle Mond schon hell am Himmel stand, als sie schließlich müde genug war. Sie erhob sie also von ihrem Lehnstuhl vor dem Kamin und trat an ihr Fenster. Dabei fiel ihr Blick auf den Vollmond und mürrisch sprach sie ihn an: „Früher sagte man, Du seist eine mächtige Göttin. Wie wäre es, wenn Du den Krach für immer unterbinden würdest, damit ich endlich in Frieden leben kann?“ Seufzend wandte sie sich ab und zog die Vorhänge zu, wohlwissend, dass es nichts nutzte, sich beim Mond zu beschweren. Sie legte sich ins Bett und war bald eingeschlafen.

Als sie erwachte stand der Mond noch immer hoch am Himmel und an ihrem Bett saß eine wunderschöne Fremde mit wallenden, weißen Gewändern, die über und über mit Perlen bestickt waren, die wie Perlmutt schimmerten. Ihre Haut war milchig weiß wie das Licht des Mondes und ihre Augen funkelten hell wie die Sterne. Sie lächelte die Alte an. „Komm“, sagte sie, erhob sich und winkte der Alten ihr zu folgen. Diese wusste nicht, wie ihr geschah. Sie musste mit, ob sie nun wollte oder nicht, denn ihre Beine schienen sich verselbständigt zu haben. So trat sie also mit mürrischer Mine aus dem Haus, wo die Fremde auf sie wartete. Mit einer Geste forderte die Frau auf, die Alte möge ihr folgen und wieder blieb ihr nichts anderes übrig, ob sie wollte oder nicht. Ihre Beine machten sich von selbst auf den Weg.

Zunächst führte die Fremde sie einmal durch das schlafende Dorf, dann über die nächtliche Festwiese, wo fleißige Hände das morgige Fest vorbereitet hatten. Anschließend ging es hinein in den dunklen Wald und auf verschlungenen Pfaden bis zu einer kleinen Lichtung.

Die ganze Zeit über blickte die Alte nicht links und nicht rechts, sondern starrte auf den Weg, während sie ihren mürrischen Gedanken nachhing. Zu gern hätte sie sich lautstark über diese Behandlung beschwert, aber wie durch Zauberhand war ihr Mund verschlossen.

Erst als sie auf der Lichtung standen hob sie den Blick und sah einen großen, weißen Findling inmitten einer nächtlichen Blumenwiese. Aus dem Stein floss eine milchig-weiße Flüssigkeit in ein Becken, das wie Perlmutt in allen Farben schillerte. Die Fremde saß auf dem Rand des Beckens und der Vollmond hüllte alles in sein silbernes Licht.

Wieder winkte die Frau die Alte näher und als diese direkt vor ihr stand, begann sie zu sprechen: „Ich habe deinen Ruf vernommen und bin gekommen, dir zu helfen. Siehe, du bist blind und taub geworden für die Schönheit und die Freude im Laufe deines Lebens und eine dicke, harte Schicht hat sich um dein Herz gelegt. Dies ist der Grund, warum du nur noch das siehst, was dir missfällt und nur noch das hörst, was du als Krach empfindest. Ich will deine Augen wieder sehend und deine Ohren wieder hörend machen und den Panzer deines Herzens will ich entfernen.“

Wie durch Zauberhand hielt die Fremde mit einem Male einen Becher in der Hand. Sie füllte den Becher mit Quellwasser und reichte ihn der Alten: „Hier, trink!“

Wie aus einem inneren Zwang heraus gehorchte die Alte. Das Wasser schmeckte frisch und kühl und doch war es ihr, als wäre es ihr Herz. Dann streckte die Fremde ihre Finger in das Becken und benetzte Augen und Ohren der Alten mit dem Wasser.

Verwundert blickte die Alte umher. Ihr war, als ob ein Schleier von ihren Augen genommen war, denn als sie sich umblickte, war alles verändert. Die Farben der Blumen und Pflanzen schienen intensiver zu sein. Tief sog sie den Duft des Waldes ein und ließ ihre Augen dabei umherstreifen.

„Nun komm, folge mir noch einmal“, sprach da die Fremde lächelnd, erhob sich und führte sie den gleichen Weg, den sie gekommen waren. Diesmal aber nahm die Alte alle Blumen und Sträucher, alle Büsche und Bäume wahr. Sie lauschte auf die Geräusche des nächtlichen Waldes, die ihr vorher entgangen waren. An der Festwiese angekommen, bemerkte sie, wie schön alles geschmückt war und dachte an die fleißigen Hände, die dies vollbracht hatten. Auch konnte sie in ihrem Inneren bereits die Musik hören, die keineswegs wie Krach klang, sondern lang vergessene Erinnerungen in ihr wachriefen. Sie sah sich selbst, als sie noch jung war, lachend und tanzend beim Fest, geschmückt mit einem herrlichen Blütenkranz. Ach, wie schön das damals war! Unterdessen kehrten sie zu ihrem Häuschen zurück.

Plötzlich sandte der Mond einen silbernen Strahl vom Himmel, der direkt vor der Fremden am Boden endete. Diese lächelte der Alten noch einmal zu, betrat den Lichtstrahl und wanderte auf ihm zurück zum Mond. Die Alte aber stand noch lange draußen in der Nacht und blickte hinauf in den Himmel, auch als der Strahl schon lange verloschen war.

Am anderen Morgen als die Alte erwachte, rieb sie sich die Augen. Was für ein seltsamer Traum das heute Nacht doch war! Ihr war, als hätte sie eine Wanderung mit der Mondgöttin unternommen. Sie musste lachen, was für ein Traum! Gleichzeitig fühlte sie sich so frei, so glücklich, wie seit Jahren nicht mehr. Ihr Häuschen, das ihr immer so klein und schäbig vorgekommen war, versprühte an diesem Morgen eine heimelige Wärme mit dem Lehnstuhl vor dem Kamin, den getrockneten Kräutern, die in Büscheln von der Decke hingen, mit den blitzblank gescheuerten Töpfen und Pfannen. Als sie schließlich vor die Türe trat, begrüßte sie die strahlende Sonne mit einem Lächeln, lauschte glücklich dem Gesang der Vögel und sog den Duft der Kräuter und Blumen ihres Gartens ein, den sie so lange ignoriert hatte. Während ihre Augen über all diese Pracht streiften, entdeckte sie etwas Schimmerndes das im Gras lag. Neugierig bückte sie sich und hob eine einzelne Perle auf. Eine Perle, die genau so aussah, wie jene an dem Kleid der Mondgöttin. In diesem Augenblick war ihr bewusst, dass sie nicht geträumt hatte, sondern all das wirklich erlebt.

Mit der Perle in der Hand wanderte ihr Blick weiter in Richtung der Festwiese am Rande des Dorfes und ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: „Was, wenn sie heute Abend mit zum Tanzen ginge? Und was, wenn sie sich selbst einen Kranz aus Blumen und Kräuter flocht? Sicher, eigentlich trugen nur Mädchen und junge Frauen einen Blumenkranz, aber heute, ja heute, fühlte sie sich jung. Was die anderen wohl dazu sagen würden? Sie dachte an all die bösen Worte, all das Murren, mit denen sie den Dorfbewohner immer begegnet war. ‚Ob sie mich wohl in ihrer Mitte dulden?‘ dachte sie und ließ ihre Augen noch einmal über ihren Garten schweifen und machte sich dann fröhlich an ihr Tagwerk.

Als die ersten Takte der Musik erklangen zog die Alte ihr schönstes Kleid an und setzte sich den Blumenkranz auf den Kopf, den sie am Morgen gebunden hatte. Mit klopfenden Herzen machte sie sich auf den Weg zur Wiese. Unterwegs begegneten ihr die Dorfbewohner und so manch einer warf ihr einen verstohlenen Blick zu, ohne sie jedoch anzusprechen. Sie konnte sich denken, was die Leute dachten: „Was will die mürrische Alte hier? Will sie uns wieder den Spaß verderben?“

Als sie schließlich an der Festwiese ankam, verstummten die Gespräche. Alle sahen sie an und die Alte merkte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie räusperte sich, ließ ihre Augen über die Menge schweifen und sagte dann mit fester Stimme: Ich weiß, in den letzten Jahren war ich sehr unfreundlich zu euch. Mit mir war nicht gut auszukommen, denn ich gönnte euch kein Glück und keine Freude, weil ich nichts davon empfand. Blind und taub war ich und hart im Herzen. Heute aber fühle ich mich jung, wie neu geboren. Lasst mich erzählen, was ich diese Nacht erlebt habe.“ Getreulich berichtete die Alte was sich vergangene Nacht zugetragen hatte und schloss mit den Worten: „Ich möchte mich bei euch entschuldigen, weil ich immer so griesgrämig war und euch keine Freude gönnte. Ich bitte euch von ganzem Herzen: Verzeiht mir.“

Für einen Moment herrschte Stille, doch dann erhob sich der Dorfälteste, trat zu ihr und führte sie zu seinem Tisch. Später, als das Feuer brannte, tanzte sie ausgelassen mit den anderen und war so glücklich wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben.

Ob die Dorfbewohner ihr die Geschichte mit der Mondgöttin geglaubt haben, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass die Alte von diesem Tage an nur noch freundlich zu jedermann und glücklich in ihrem Herzen war.

© Märchenerzählerin Heike Appold, Mainstockheim, Juni 2023

Rückblick Mai 2023

Endlich Urlaub! Wie habe ich darauf hingefiebert. Ich liebe es allein wegzufahren und Zeit mit mir zu verbringen. Beim allein sein, am Besten in der Natur draußen, lade ich am schnellsten meine Batterien wieder auf. Diesmal führte mich mein Weg auf die Insel Rügen. Zwei Wochen durfte ich die Insel erkunden. Außerdem habe mich an der Blogparade „Was kannst du“ von Sara Menzel-Berger und Anja Rödel beteiligt und an der Blog-Challenge #BlogYourPurpose von Judith Peters teilgenommen.

Rügen ich komme

Hätte ich eine Löffelliste, könnte ich jetzt einen Punkt abhaken. Schon immer wollte ich einmal nach Rügen fahren. Am 8. Mai setzte ich es endlich in die Tat um und machte mich allein mit der Bahn auf den Weg. Meine Ferienwohnung lag direkt an einem kleinen See mitten in Bergen, der Hauptstadt der Insel. Von dort aus kommt man bestimmt mit Bus und Bahn problemlos an alle Ecken der Insel. Naja, problemlos vielleicht nicht, aber mit etwas Vorausplanung durchaus machbar.

Gleich der erste Ausflug führte mich nach Putbus, denn dort fährt der „Rasende Roland“, eine Dampfeisenbahn, ab. Ich war zeitig am Morgen da, so dass ich mir aussuchen konnte, wo ich sitzen wollte. Und wo kann man so eine Fahrt am besten genießen? Natürlich im Freien, wenn der Wind einem so richtig um die Ohren weht und man auch ein bisschen was vom Dampf hat 😉 Und ja, ich habe es sehr genossen! In Göhren angekommen war ich dann das erste Mal am Strand spazieren, bevor ich mich auf die Suche nach dem Hügelgrab „Speckbusch“ machte und mitten in der Stadt auf ein Reh traf, das genüsslich äste. Anschließend ging es mit dem „Rasenden Roland“ wieder zurück.

Der Rasende Roland auf Rügen

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg zu einem der absoluten Highlights auf der Insel: Dem Kap Arkona. Leider war es mir nicht vergönnt, die slawische Jaromarsburg zu besichtigen.  Die Tempelburg Arkona, wie sie auch genannt wird, ist leider gesperrt. So wie es aussieht auch schon länger und ich fürchte für immer. Durch den fortschreitenden Abbruch der Küste bricht auch mehr und mehr der Anlage ab und wird früher oder später im Meer landen. Aktuell werden dort archäologische Untersuchungen durchgeführt, so steht es zumindest auf der Tafel geschrieben. Nichts desto trotz war Kap Arkona einen Ausflug wert. Ich wanderte zum nördlichsten Punkt der Insel und bewunderte die Aussicht. Anschließend besuchte ich das urige Fischerörtchen Vitt, dessen Häuser alle noch mit Reet gedeckt sind. Von dort ging ich weiter nach Putgarten, wo ich mir ein Abendessen gönnte, ehe der letzte Bus mich zurück nach Bergen brachte.

Kreidefelsen am Kap Arkona

Ein weiteres Highlight war die Wanderung von Sassnitz aus über Buddenhagen und Werder zu den berühmten Wissower Klinken, den weißen Kreidefelsen am Meer, die durch wiederholte Abbrüche ihr Aussehen immer wieder verändern. Einige Tage später bin ich noch einmal in die Gegend gefahren. Diesmal bin ich vom Nationalparkzentrum Königsstuhl über den Viktoria Blick bis nach Hagen gewandert. Dabei habe ich die Reste der Herthaburg, den Herthasee und das Pfenniggrab, ein Großsteingrab, gesehen.

Ich liebe Überbleibsel alter Kulturen. Vor vielen Jahren war ich mit meinem Mann auf Menorca und als wir meinem Vater unsere Bilder zeigten, meinte der: „Habt ihr außer alten Steinen eigentlich noch etwas anderes fotografiert?“ Naja, nicht sonderlich viel, würde ich meinen. Logisch, dass ich mich auch auf Rügen auf die Suche der Hünengräber gemacht habe. Bei meiner Tour in Lancken Granitz wurde ich fündig. Anders wie an anderen Stellen der Insel waren diese Großsteingräber gut ausgeschildert.

Eines der Großsteingräber in Lancken-Granitz

Überhaupt bin ich viel gewandert, mein Fitnesstracker sagt mir, ich bin sage und schreibe in den zwei Wochen 166.692 Schritte gegangen bzw. habe 113,2 km zurückgelegt. Das kann sich doch wirklich sehen lassen!  Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich eine PH samt Eisenmenger habe und vier Tage aus verschiedenen Gründen in der Ferienwohnung zugebracht habe. Gleichzeitig hätte es noch so viel zu sehen gegeben. Damit ist klar: Rügen, ich komme wieder!

Was kann ich und was will ich bewirken?

Seit dem Blogkurs #rapidblogflow von Judith Peters schreibe ich mehr oder weniger regelmäßig Blogartikel. Die Fragen „Was soll ich erzählen, was interessiert meine Leserschaft wirklich?“ und „Was sollte ich womöglich für mich behalten, damit der Zauber nicht verfliegt?“ beschäftigen mich immer wieder. Außerdem bin ich ein Mensch, der hin und wieder einen konkreten Anlass braucht, sich über manche Dinge Gedanken zu machen und diese mit der Welt zu teilen. Daher freue ich mich, wenn ich über für mich passende Blogparaden oder Blog-Challengens stolpere, so wie jetzt im Mai.

Auf dem Königsstuhl am Königsstuhl auf Rügen.

Was kann ich? Welche Fähigkeiten bringe ich mit? Was macht mir Spaß? Das sind die Fragen, die ich in meinem Blogbeitrag zu #waskannstdu beantwortet habe.  Im ersten Moment dachte ich: „Kann man sowas überhaupt öffentlich schreiben?“ Ihr wisst schon, Eigenlob stinkt. Gleichzeitig bringt es nichts, unser Licht unter den Scheffel zu stellen. Von daher war es schon eine kleine Herausforderung an dieser Blogparade teilzunehmen. Für mich war diese Frage eine spannende Reise zu meinen eigenen Fähigkeiten, ja eine Reise zu mir selbst. Dabei habe ich mich nicht nur auf das Märchen erzählen und alles was dazu gehört beschränkt, sondern auch andere Bereiche beleuchtet. In meinem Blogbeitrag „Ein Hoch auf mich“ berichte ich nicht nur über mein Können rund um die Märchenarbeit, sondern auch von meinem Organisationstalent, meiner Kreativität, meiner Leidenschaft fürs Backen und Kochen und der Notwendigkeit für mich, Zeit mit mir allein zu verbringen.

Vielleicht regt Dich der Beitrag ja dazu an, dir selbst einmal die Frage zu stellen: Was kannst Du? Es trägt viel zum eigenen Selbstwertgefühl bei, wenn man sich klar macht, was man alles kann.

Märchenspaziergang in den Weinbergen in Mainstockheim

Bei der Blog-Challenge #BlogYourPurpose ging die Frage noch tiefer: Was ist Deine Bestimmung? Was willst Du in der Welt bewirken? Diesmal habe ich mich mit meinem Beitrag auf die Märchenarbeit konzentriert. Was treibt mich an? Warum erzähle ich Märchen? Was bezwecke ich mit Workshops oder Kursen? Kurz zusammengefasst könnte man sagen, ich erzähle Märchen, weil es mir mit einem märchenhaften Nachnamen schon in die Wiege gelegt wurde; weil ich die mündliche Erzähltradition lebendig halten möchte; weil ich meine Zuhörer erfreuen und sie mitnehmen will ins Land der eigenen inneren Bilder; weil ich die Weisheiten der Märchen gerne weitergeben und für andere zugänglich machen möchte. Ausführlich könnt Ihr das alles in meinem Blogbeitrag „Was ich als Märchenerzählerin bewirken will“ nachlesen.

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