Rückblick Juli 2023

Der Juli entpuppte sich als ziemlich märchenhafter Monat. Drei öffentliche Veranstaltungen, darunter eine Premiere, durfte ich gestalten. Darüber hinaus waren dreiviertel der Erzähler*Innen der MÄRCHENERZÄHLEREI in Pappenheim. Privat bin ich auf einem Wanderweg mit märchenhaften Namen unterwegs gewesen, war auf unserem Weinfest und habe den Hafensommer in Würzburg besucht.

Auf dem Grimm-Weg

Diesmal begann der Monat gleich am 2. mit einer Wanderung. Wir sind auf dem Grimm-Weg, der an anderen Stellen auch Wilhelm-Grimm-Weg genannt wird, zur Aschaffquelle gewandert und von dort wieder zu unserem Ausgangspunkt an der Festhalle in Waldaschaff. Der Weg selbst ist wunderschön und da fast komplett geschottert bzw. asphaltiert auch für Regenwetter geeignet, gleichzeitig ist er so schattig, dass auch höhere Temperaturen nicht stören.

Die Aschaffquelle bei Waldaschaff

Die Quelle sprudelt und zum Überqueren des Baches gibt es anstelle einer Brücke ein paar Trittsteine. Allerdings ist mir als Märchenerzählerin ja der Name „Wilhelm-Grimm-Weg“ ins Auge gesprungen, doch ich konnte bis jetzt nicht ergründen, warum er so heißt. Weder gab es irgendwo Tafeln mit Märchen oder Erklärungen, noch hat meine Internet Recherche irgendetwas zu Tage gefördert. Also, wenn einer von Euch weiß wieso der Weg diesen Namen trägt, dann schreibt es mir bitte in die Kommentare, denn ich würde das Rätsel gern lösen.

Unter dem Erzählbaum am Walberla

Die Ehrenbürg ist ein gut 530 Meter hoher Zeugenberg im Vorland der Fränkischen Alb. Er besitzt eine Doppelkuppe und liegt er im oberfränkischen Landkreis Forchheim. Eigentlich ist das Walberla die Bezeichnung für die Nordkuppe, während die Südkuppe Rodenstein heißt. Da im Volksmund für die gesamte Ehrenbürg oft die Bezeichnung Walberla verwendet wird ist es nicht verwunderlich, dass so manch einer statt zum Bergkreuz auf dem Walberla zum Bergkreuz auf den Rodenstein lief und vergeblich auf die Erzähler wartete. Mir wäre es beim ersten Mal auch fast so gegangen… Glücklicherweise traf ich am Parkplatz meine Erzählkollegin Reingard Fuchs, die mir den rechten Weg und das richtige Kreuz zeigte.

Felsformation am Walberla
Seht Ihr auch ein Tier im Fels?

Der Erzählort liegt malerisch unter uralten, mächtigen Linden, nur einen Steinwurf vom Bergkreuz entfernt. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf Kirchehrenbach. Normalerweise erzählt Reingard Fuchs mit Erik Berkenkamp, doch da der Bamberger Erzähler verhindert war, durfte ich ihn vertreten.

Gegen drei bin ich vom Parkplatz hinter Schleifhausen gestartet. Von dort geht es mit nur leichter Steigung bis zum Bergkreuz. Da ich noch Zeit hatte, breitete ich meine Decke aus und genoss den Blick ins Wiesenttal bis Reingard kam und wir uns unter den Linden niederließen.  Nach und nach kam unser Publikum und setzte sich in den Schatten der alten Bäume. Eine Stunde lang erzählten wir Märchen aus aller Welt ehe wir die Veranstaltung mit einem Kreistanz beendeten.

Nun ist es so, dass ich für eine Veranstaltung im November ein Bild „in Aktion“ schicken soll. Tja, was soll ich sagen, ich bin nicht sonderlich fotogen was das anbetrifft… Das liegt nicht in erster Linie daran, dass ich einfach grundsätzlich doof auf Fotos ausschaue, sondern dass ich beim Erzählen sehr viel mit Mimik arbeite – was zu unbeschreiblich lustigen Aufnahmen führt, aber selten zu solchen, die man veröffentlichen kann. Als mein Mann mich nach dem Erzählen abholte, veranstalteten wir daher ein Fotoshooting. Doch die gestellten Bilder gefielen mir auch nicht… Also habe ich einfach ein wenig erzählt und mein Mann hat Fotos über Fotos gemacht – und voila – es ist ein brauchbares dabei.

Unter der Linde beim Erzählen

Auf dem Rückweg zum Parkplatz sah ich plötzlich zwei Schafe am Wegesrand stehen. Na, ob wir da mit Luna gut vorbei kommen? Kaum ausgesprochen rennt von rechts unten über die Böschung ein schwarzer Hund – vermutlich der Hütehund – auf uns zu und zwickt ohne Vorwarnung meine vorschriftsmäßig angeleinte Hündin in den Hintern, so dass diese laut quietschte. Ich habe den fremden Hund dann ziemlich laut angeschrien, worauf der Schäfer ihn zurückrief. Inzwischen war der Weg von den Schafen versperrt. Auf meine Frage an den nicht sichtbaren Hirten wohin sie ziehen bekam ich in einem reichlich unfreundlichen Ton die Antwort: „Hier bin ich und hier bleib ich. Müsst halt einen kleinen Umweg machen.“

Äh, ja, einen kleinen Umweg… Das bedeutete, zurück zum Bergkreuz, den Berg ganz hoch und oben über die Walpurgis-Kapelle wieder hinunter. Blöd bloß, dass es ziemlich warm und wir für eine Wanderung nicht ausgerüstet waren, sprich: Wir hatten kein Wasser für den Hund dabei. Glücklicherweise hatte ich mein Wasser nur zur Hälfte getrunken und Luna säuft mir zur Not auch aus der hohlen Hand.

Die Walpurgis-Kapelle auf dem Walberla

Den Tag ließen wir dann im Paulushof bei Forchheim in einem wunderschönen Biergarten ausklingen, wo Luna eine große Schüssel Wasser bekam und glücklich den ganzen Durst stillen konnte.

Einen Tag später lag meine Pinschessin auf der Couch und da musste ich leider feststellen, dass der Hütehund nicht nur gezwickt, sondern gebissen hat. Man konnte die Löcher seiner Zähne in ihrem Oberschenkel sehen. Glücklicherweise ist nichts weiter passiert, aber für einen ohnehin ängstlichen Hund wie meine Luna ist das mehr als nur suboptimal gebissen zu werden.

Wein am Main in Mainstockheim

Obwohl ich kein großer Weinfestgänger bin, freue ich mich doch jedes Jahr wieder auf das Weinfest hier in Mainstockheim. Seit das Weinfest vor etlichen Jahren von der Schlossstraße hinunter an den Main, direkt neben den Wohnmobilstellplatz, gezogen ist, bin ich jedes Jahr mindestens einmal dort. Das Ambiente ist einfach toll und die Auswahl der Weine breit aufgestellt – auch wenn ich als Rotweintrinkerin durchaus einen Rotwein mehr auf der Liste gut fände. Aber vermutlich trinken die meisten – klassisch für Franken – Weißwein. Außerdem ist natürlich der Rotwein traditioneller Weise ehr etwas für die kühleren Tage und die erwartet man im Juli nicht unbedingt.

Wein am Main in Mainstockheim

Mein Mann und ich sind dann am Montagabend – traditionell der Abend für die Mainstockheimer – hinunter zum Festplatz gegangen, Regenjacke und Schirm im Gepäck, denn so ganz sicher konnte man sich nicht sein, ob der Regen oben bleibt. Doch wir hatten Glück, es blieb trocken und wir verlebten einen schönen Abend.

Premiere im Märchengarten

Den Wunsch nach einem Märchengarten verspürte ich schon lange. Deshalb hatte ich auch bereits Ende 2019 eine Anfrage an die Gemeinde Mainstockheim geschickt, ob denn einer der Gärten im Freizeitgelände, einer, der direkt am Fahrradweg frei wäre. Leider war dem damals nicht so. Doch bereits ein halbes Jahr später erfuhr ich, dass der Bund Naturschutz den Garten aufgab. So kam es, dass ich den Garten übernehmen konnte und mit Feuereifer anfing, meinen Garten zu gestalten.

In der Zwischenzeit war Corona aufgetaucht, doch optimistisch wie ich nun mal bin, glaubte ich, es könne nicht lange andauern. Wie wir inzwischen alle wissen, weit gefehlt. Die Vorgaben, die man gerade im künstlerischen Bereich den Menschen auferlegten, nahmen mir die Freude an meinem Garten. Die Idee, dort etwas auf die Beine zu stellen, mottete ich erst einmal ein. Bevor ich bereit war, dieses Projekt zu realisieren, musste zumindest insofern Planungssicherheit herrschen, dass mir nicht erneut Coronavorgaben alles zu Nichte machten. Inzwischen sind alle Corona-Maßnahmen ausgelaufen und das Virus spielt in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr. Zeit also, die Pläne aus der Schublade zu nehmen und zu entstauben.

Schild vor dem Märchengarten:
Hier kann man sich zukünfit immer über die nächsten Veranstaltung im Garten informieren

Am 26. Juli war es dann soweit. Unter dem Motto: „Geheimnisvolle Spiegel“ lud ich zu einem Märchenabend für Erwachsene in meinen Märchengarten ein. Dank des „Bladlas“, dass seit diesem Jahr einmal monatlich in Mainstockheim erscheint und an alle Haushalte verteilt wird, konnte ich meine Veranstaltung Publik machen. Am Veranstaltungstag selbst war dann eine Achterbahnfahrt der Gefühle angesagt, denn das Wetter war mehr als wechselhaft. Mehrfach war ich drauf und dran die Veranstaltung, die ja im Freien war, abzusagen, entschied mich jedoch dagegen. Der Wettergott hatte dann auch ein Einsehen mit uns und schickte uns sogar Sonnenschein. So kam es, dass ich vor einem sehr aufmerksamen Publikum Märchen erzählen durfte. In der Pause wärmte uns dann mein mitgebrachter Tee und wir unterhielten uns angeregt. Schön war es und ich freue mich schon auf den Märchenabend im 17. August, wenn ich „Märchen rund ums Wasser“ erzähle.

Beim Erzählen im Märchengarten

Spiegel – Zauber und Magie

Jeden letzten Donnerstag im Monat gestalten drei Erzähler*Innen von Märchen im Turm einen Märchenabend. Diesmal war meine Erzählkolleginnen Bettina von Hanffstengel und Monika Weigel zusammen mit mir dran. Spiegel – Zauber und Magie hieß der Titel unseres Abends und die Zuhörer konnten lustige, beschauliche, aber auch nachdenklich machende Märchen hören.

Unser Märchentisch bei Märchen im Turm

Für mich endete der Abend nicht ganz so lustig. Man könnte es auch als Pleiten, Pech und Pannen bezeichnen – oder einfach Deutsche Bahn… Als erstes fuhr mir die S-Bahn vor der Nase davon, okay, da kann die Bahn nix für. Also sah ich in der Bahn-App nach und mein Zug wurde mit acht Minuten Verspätung angegeben. Perfekt, dann muss ich nicht hetzen. Tja, leider fuhr er nicht acht Minuten später ab, sondern direkt zur eigentlichen Uhrzeit. Also gut, umsteigen auf die S-Bahn. Die S-Bahn wartete dann auf Anschlussreisende und weil Verspätung bei der Bahn sich gern vermehrt, kamen wir knapp 15 Minuten später in Neustadt an. Ab hier fährt der Schienenersatzverkehr (SEV). Auch eine Anschlussfahrt von der S-Bahn war ausgeschrieben. Tja, man ließ den Bus auch warten – und schickte ihn dann 2 Minuten bevor die S-Bahn ankam los – leer… Also Leute, ich verstehe ja, wenn ein Bus nicht warten kann – aber ihn gut 10 Minuten warten zu lassen um ihn dann zwei Minuten vor Ankunft der S-Bahn loszuschicken, da fehlt mir echt das Verständnis für. Ende vom Lied war jedenfalls, dass ich statt um elf erst um halb eins daheim war. Wie heißt es so schön: Thank you for travelling with Deutsche Bahn…

Pappenheim, wir kommen

Einmal im Jahr treffen sich die Märchenerzähler*Innen der MÄRCHENERZÄHLEREI für ein Wochenende. Neun von zwölf Erzählenden machten sich auf den Weg in das Tagungshaus der Evangelischen Kirche in Pappenheim. Nachdem jeder sein Zimmer bezogen hatte, trafen wir uns zum Mittagessen im Speisesaal. Anschließend begann unser buntes und interessantes Programm.

Der Blick aus meinem Zimmer in Pappenheim

Unser Thema 2023 lautete Wertschätzung und so gab es eine Einheit, in der jeder für alle anderen Erzählenden mindestens zwei Punkte aufschreiben sollte, was sie an ihm/ihr besonders wertschätzt. Anschließend wurden die Blätter eingesammelt und Bettina von Hanffstengel und ich klebten in der Pause für jeden eine Collage mit all dem, was die anderen an ihm/ihr wertschätzten. Für die zweite Aufgabe gab es eine Liste mit Werten für jeden auf der auch noch Platz für Ergänzungen war. Jeder sollte darauf die zehn Werte markieren/ergänzen, die ihm besonders wichtig waren und die drei Allerwichtigsten nochmal besonders kennzeichnen. Im Anschluss tauschten wir uns darüber aus. Nun hatte Heide Werner die Idee, dass wir doch nochmal jeder für sich festlegen könnte, welche Werte ihm für die MÄRCHENERZÄHLEREI besonders wichtig sind. Diese trugen wir danach auch zusammen und ich werde im Nachgang ein Bild erstellen, welches die Werte und die Häufigkeit, wie oft sie genannt wurden, zeigen wird.

Nach dem Abendessen machten die meisten einen Spaziergang mit Märchen zur Weidenkirche in Pappenheim. Ich selbst blieb zurück, denn ich gestehe, das Wetter, das an diesem Tag ständig von jetzt auf gleich umschwenkte, gefiel mir nicht. Die Vorstellung unterwegs geduscht zu werden, behagte mir so gar nicht. Da wartete ich doch lieber darauf, dass die anderen zurückkamen. Nachdem die anderen wieder zurück waren, saßen wir noch lange bei guten Gesprächen, Schokolade und Wein zusammen.

Mein Filzbild zum Märchen „Die Regentrude“

Am anderen Tag erzählte uns Hella Rissmann eine etwas gekürzte Version der Regentrude von Theodor Fontane. Danach packte sie Filzplatten und jede Menge Märchenwolle aus. Unsere Aufgabe: Filze in der Nadelfilztechnik ein Bild mit dem Motiv, das dich im Märchen am meisten angesprochen hat – oder – bringe die vielen Farben des Märchens auf das Bild. Wir waren alle mit Feuereifer dabei und es sind wunderschöne Filzbilder entstanden. Obwohl ich schon gefilzt habe – auch in Nadelfilztechnik – wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein Bild zu filzen. Es hat aber so viel Spaß gemacht, dass ich überzeugt davon bin: Es ist nicht das letzte seiner Art.

Nach dem Mittagessen besprachen wir noch zwei Veranstaltungen für die Zukunft ehe wir Pappenheim schon wieder verlassen mussten.

Die Erzählerinnen der MÄRCHENERZÄHLEREI
(von links nach rechts, von hinten nach vorne)
Ich, Hella Rißmann, Hildegard Michaelis, Heide Werner, Zorica Otto, Bettina von Hanffstengel, Christine Lübeling, Monika Weigel, Reingard Fuchs

Natürlich wollte ich die Weidenkirche trotzdem gerne sehen und so besuchte ich sie, nachdem wir die Bahnfahrer am Bahnhof abgeliefert hatten. Die Weidenkirche ist wirklich sehenswert und die Bilder werden ihr nicht wirklich gerecht.

Weidenkirche in Pappenheim

Da ich auf dem Weg zum Bahnhof ein Schild mit der Aufschrift „Auffahrt zur Burg“ entdeckte und es gerade trocken war, stattete ich der Burg Pappenheim noch einen kurzen Besuch ab, ehe ich mich auch auf den Heimweg machte.

Hafensommer in Würzburg

Mein Mann hat zum Geburtstag eine Einladung für ein kulturelles Ereignis in Würzburg geschenkt bekommen und sich für Andreas Rebers und nouWell cousines entschieden, die auf dem Hafensommer in Würzburg zu Gast waren.

Als Reverend Rebers nimmt er so manches auf die Schippe, gewürzt mit passenden Bibelzitaten. Okay, bei dem ein oder anderen Zitat bin ich mir nicht ganz sicher, ob das tatsächlich so in der Bibel steht… Jedenfalls wird er der Ankündigung gerecht. Dort wurde er mit „Schwarzer Humor, Ironie und unerwarteter Pointen“ angekündigt. Was habe ich an diesem Abend Tränen gelacht! Besonders angetan hat es mir die Formulierung „Menschinnen und Menschen“ oder „Brüderinnen und Brüder“.

Auch die nouWell cousines überraschten mich sehr positiv. Als ich nämlich das Bild und die darauf abgebildeten Instrumente sah, fürchtete ich einen folkloristischen Abend á la Bierzelt. Doch weit gefehlt! Es machte richtig Spaß ihnen zuzuhören. Besonders hatte es mir das „Those were the days my friend“ angetan, dass sie zum Schluss in schwindelerregender Geschwindigkeit gespielt haben.

Mein Mann und ich beim Hafensommer in Würzburg.

Obwohl es zwischenzeitlich etwas regnete, saßen wir unter dem Dach sicher und trocken und bekamen nur ein ganz klein wenig Gischt ab, was der Veranstaltung aber keinen Abbruch tat. Ein rundherum gelungener Abend und das für ein Event, das ich  mir selbst sicher niemals ausgesucht hätte. Was lernen wir daraus? Öfters mal etwas Neues ausprobieren, es könnte ja gut werden.

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