Wie bitte? Rückblick September/Oktober? Wollte ich nicht eigentlich jeden Monat mindestens zwei Blogartikel schreiben? Und jetzt noch nicht einmal jeden Monat einen Rückblick? Von anderen Blogartikeln mal ganz abgesehen… Wie kann denn das sein?
Die Antwort ist ganz einfach: Manchmal kommt das Leben dazwischen, in meinem Fall gern einmal in Form meines kleinen Extras, mit dem ich vor inzwischen vierundfünfzig Jahren das Licht der Welt erblickt habe.
Mein kleines Extra und seine Komplikationen
Ich gestehe, ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, ob ich das mit dem Rückblick der beiden vergangenen Monate nicht einfach lasse. Kann, ja darf man auf einer nicht privaten Website so etwas überhaupt schreiben? Aber ganz ehrlich, ich bin nun einmal ich. Und ja, ich habe dieses kleine Extra mit auf diese Welt gebracht. Leider wurde aus diesem kleinen Extra ein größerer Brocken, einfach, weil die Medizin vor mehr als einem halben Jahrhundert schlicht noch nicht soweit war. Es war einfach noch nicht möglich mir direkt nach der Geburt weiter zu helfen. Heute ist das glücklicherweise anders. Wer heute mit meinem Herzfehler geboren wird, kann sofort operiert werden und die Komplikation tritt erst gar nicht ein.

Da die Kinderkardiologie damals aber noch in den Kinderschuhen steckte, entwickelte sich aus meinem eigentlich kleineren Herzfehler, einem sogenannten Ventrikel Septum Defekt, eine fixierte pulmonale Hypertonie samt Eisenmenger Reaktion. Für Nichtmediziner: Durch das relativ große Loch zwischen meinen beiden Herzkammern entwickelte sich ein Lungenhochdruck. Das Blöde dabei ist, dass durch den permanenten Überdruck die Lunge kaputt geht und ich seit etwa fünfunddreißig Jahren immer wieder einmal Blut huste. Normalerweise heißt das für mich ein paar Tage Bettruhe, vermeiden von Bücken, kalter Luft und flachem Liegen – und dann geht es auch schon wieder.
Diesmal allerding war es anders. In der ersten Septemberwoche fing ich an relativ viel Blut zu husten. Also: alles auf null, Termine absagen oder verschieben, Schlafposition auf Sitzposition verstellen und Bettruhe. Durch die Medikamente, die ich dann einnehmen muss, bin ich den halben Tag wie benebelt. Fazit, viel gemacht habe ich nicht. Aber immerhin, das Husten hörte auf und ich war guter Dinge, bald wieder fit zu sein.
Zu den Stadtverführungen fühlte ich mich wieder fit genug nach Nürnberg zu fahren, um meine beiden Märchenspaziergänge am Wöhrder See und die beiden Märchenstunden im Turm zusammen mit Bettina von Hanffstengel durchzuführen. Drei Tage später fing ich wieder das Husten an. Diesmal verlor ich so viel Blut, dass ich den Notarzt rief und ins Krankenhaus kam. Weil auch da die Blutung zwar immer mal stoppte, doch nicht wegging wurde ich nach Erlangen in die Uni verlegt. Dort entdeckte man zusätzlich noch ein Bakterium im Blut, das glücklicherweise die Klappen noch nicht befallen hatten… Insgesamt drei Wochen verbrachte ich im Krankenhaus. Auch danach habe ich noch zweimal etwas Blut gehustet, doch ich bin guter Dinge, dass es das jetzt wirklich endgültig war.
Die Nürnberger Stadtverführungen
Jedes dritte Wochenende im September veranstaltet die Stadt Nürnberg die Stadtverführungen. Von Freitag bis Sonntag kann man mit dem Erwerb eines Türmchens aus einer riesigen Anzahl von Veranstaltungen so viele besuchen, wie man möchte. Jedes Jahr stehen die Stadtverführungen unter einem anderen Motto, 2025 war es „Perspektiven“. Dieses Motto wird dann von den Stadtverführerinnen und -verführern in ihren Angeboten aufgegriffen.
Seit etlichen Jahren bin ich zusammen mit meinen Erzählkolleginnen und -kollegen von der MÄRCHENERZÄHLEREI mit von der Partie und verführe ins Märchenreich. Besonders gefällt mir der Märchenspaziergang am Wöhrder See, den ich jetzt das dritte Jahr gemeinsam mit meiner Erzählkollegin Bettina von Hanffstengel angeboten habe. Abends, kurz vor Einsetzen der Dämmerung beginnen wir und unsere letzten Gäste brauchen definitiv eine Taschenlampe. Schön war es wieder und viele Zuhörer lauschten unseren Geschichten.
Jetzt bin ich gespannt, was das Thema für 2026 sein wird und wie wir es in ein märchenhaftes Gewand kleiden können.

Schwierige, aber notwendige Entscheidungen
Hast Du meinen Rückblick August gelesen? Darin stand, dass im September mein Abenteuer als Magazinmacherin starten werde. Das habe ich auch, mit Einschränkungen. Solange ich zuhause im Bett lag, war es zwar ein bisschen umständlich, meine vernebelten Sinne nicht hilfreich, aber es war machbar. Doch dann kam ich ins Krankenhaus und ich musste schnell erkennen: Ich kann bei keinem Live dabei sein und egal wie ich mich anstrenge, ich hinke hinterher. Als ich dann wieder daheim war, musste ich feststellen, dass inzwischen so viele to-dos aufgelaufen waren, dass ich es schlicht nicht schaffe. Ganz abgesehen davon, dass meine Leistungsfähigkeit noch immer auf Sparflamme läuft, auch wenn es besser wird. Schweren Herzens habe ich daher meine Märchenmagazinpläne daher an den Nagel gehängt – aber nicht für immer. Es ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben und wenn ich wieder ganz fit bin, dann fange ich noch einmal an.

Ebenso wie das Märchenmagazin ist auch mein geplanter Märchenadventskalender meiner Gesundheit zum Opfer gefallen. Auch hier gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und 2026 ist auch noch ein Jahr.
Trotzdem habe ich eine Adventskalenderempfehlung für Dich: Vier Erzählerinnen der MÄRCHENERZÄHLEREI – darunter ich – haben je ein Märchen auf Band gesprochen und verschenken an jedem Adventswochenende eine Geschichte. Du möchtest die Märchen gerne anhören? Dann melde Dich zum Adventskalender der MÄRCHENERZÄHLEREI an.
Erkenntnisreiche Zeit
Wenn man wie ich fast zwei Monate durch gesundheitliche Probleme auf Sparflamme leben muss, stellen sich fast automatisch Erkenntnisse ein, denn Zeit zum Nachdenken hat man im Überfluss. Einige möchte ich mit Dir teilen:
- Erledige das Wesentliche, mehr erreichen ist Luxus
- Gesundheit ist unser höchstes Gut
- Ein funktionierendes Netzwerk ist Gold wert
- Manchmal muss man kreativ werden, um über Umwege etwas zu erreichen
- Gescheitert ist man erst, wenn man gänzlich aufgibt, nicht wenn man etwas verschieben muss
- Sich helfen lassen ist keine Schwäche
Insgesamt war es eine Zeit, die manche Prioritäten durcheinandergewirbelt hat. Die Frage „Wozu dies oder jenes?“ war sehr präsent in den letzten Wochen und Monaten. Manches wurde aussortiert, anderes verschob sich nur. An manchen Punkten fühlte ich mich stark auf mich zurückgeworfen. Es waren keine einfachen Tage, trotzdem spüre ich in mir eine Aufbruchsstimmung. Etwas Neues entsteht oder etwas Altes kehrt zurück. Genau kann ich es noch nicht sagen, doch etwas verändert sich. Ich werde davon erzählen.

