Rückblick Juli 2023

Der Juli entpuppte sich als ziemlich märchenhafter Monat. Drei öffentliche Veranstaltungen, darunter eine Premiere, durfte ich gestalten. Darüber hinaus waren dreiviertel der Erzähler*Innen der MÄRCHENERZÄHLEREI in Pappenheim. Privat bin ich auf einem Wanderweg mit märchenhaften Namen unterwegs gewesen, war auf unserem Weinfest und habe den Hafensommer in Würzburg besucht.

Auf dem Grimm-Weg

Diesmal begann der Monat gleich am 2. mit einer Wanderung. Wir sind auf dem Grimm-Weg, der an anderen Stellen auch Wilhelm-Grimm-Weg genannt wird, zur Aschaffquelle gewandert und von dort wieder zu unserem Ausgangspunkt an der Festhalle in Waldaschaff. Der Weg selbst ist wunderschön und da fast komplett geschottert bzw. asphaltiert auch für Regenwetter geeignet, gleichzeitig ist er so schattig, dass auch höhere Temperaturen nicht stören.

Die Aschaffquelle bei Waldaschaff

Die Quelle sprudelt und zum Überqueren des Baches gibt es anstelle einer Brücke ein paar Trittsteine. Allerdings ist mir als Märchenerzählerin ja der Name „Wilhelm-Grimm-Weg“ ins Auge gesprungen, doch ich konnte bis jetzt nicht ergründen, warum er so heißt. Weder gab es irgendwo Tafeln mit Märchen oder Erklärungen, noch hat meine Internet Recherche irgendetwas zu Tage gefördert. Also, wenn einer von Euch weiß wieso der Weg diesen Namen trägt, dann schreibt es mir bitte in die Kommentare, denn ich würde das Rätsel gern lösen.

Unter dem Erzählbaum am Walberla

Die Ehrenbürg ist ein gut 530 Meter hoher Zeugenberg im Vorland der Fränkischen Alb. Er besitzt eine Doppelkuppe und liegt er im oberfränkischen Landkreis Forchheim. Eigentlich ist das Walberla die Bezeichnung für die Nordkuppe, während die Südkuppe Rodenstein heißt. Da im Volksmund für die gesamte Ehrenbürg oft die Bezeichnung Walberla verwendet wird ist es nicht verwunderlich, dass so manch einer statt zum Bergkreuz auf dem Walberla zum Bergkreuz auf den Rodenstein lief und vergeblich auf die Erzähler wartete. Mir wäre es beim ersten Mal auch fast so gegangen… Glücklicherweise traf ich am Parkplatz meine Erzählkollegin Reingard Fuchs, die mir den rechten Weg und das richtige Kreuz zeigte.

Felsformation am Walberla
Seht Ihr auch ein Tier im Fels?

Der Erzählort liegt malerisch unter uralten, mächtigen Linden, nur einen Steinwurf vom Bergkreuz entfernt. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf Kirchehrenbach. Normalerweise erzählt Reingard Fuchs mit Erik Berkenkamp, doch da der Bamberger Erzähler verhindert war, durfte ich ihn vertreten.

Gegen drei bin ich vom Parkplatz hinter Schleifhausen gestartet. Von dort geht es mit nur leichter Steigung bis zum Bergkreuz. Da ich noch Zeit hatte, breitete ich meine Decke aus und genoss den Blick ins Wiesenttal bis Reingard kam und wir uns unter den Linden niederließen.  Nach und nach kam unser Publikum und setzte sich in den Schatten der alten Bäume. Eine Stunde lang erzählten wir Märchen aus aller Welt ehe wir die Veranstaltung mit einem Kreistanz beendeten.

Nun ist es so, dass ich für eine Veranstaltung im November ein Bild „in Aktion“ schicken soll. Tja, was soll ich sagen, ich bin nicht sonderlich fotogen was das anbetrifft… Das liegt nicht in erster Linie daran, dass ich einfach grundsätzlich doof auf Fotos ausschaue, sondern dass ich beim Erzählen sehr viel mit Mimik arbeite – was zu unbeschreiblich lustigen Aufnahmen führt, aber selten zu solchen, die man veröffentlichen kann. Als mein Mann mich nach dem Erzählen abholte, veranstalteten wir daher ein Fotoshooting. Doch die gestellten Bilder gefielen mir auch nicht… Also habe ich einfach ein wenig erzählt und mein Mann hat Fotos über Fotos gemacht – und voila – es ist ein brauchbares dabei.

Unter der Linde beim Erzählen

Auf dem Rückweg zum Parkplatz sah ich plötzlich zwei Schafe am Wegesrand stehen. Na, ob wir da mit Luna gut vorbei kommen? Kaum ausgesprochen rennt von rechts unten über die Böschung ein schwarzer Hund – vermutlich der Hütehund – auf uns zu und zwickt ohne Vorwarnung meine vorschriftsmäßig angeleinte Hündin in den Hintern, so dass diese laut quietschte. Ich habe den fremden Hund dann ziemlich laut angeschrien, worauf der Schäfer ihn zurückrief. Inzwischen war der Weg von den Schafen versperrt. Auf meine Frage an den nicht sichtbaren Hirten wohin sie ziehen bekam ich in einem reichlich unfreundlichen Ton die Antwort: „Hier bin ich und hier bleib ich. Müsst halt einen kleinen Umweg machen.“

Äh, ja, einen kleinen Umweg… Das bedeutete, zurück zum Bergkreuz, den Berg ganz hoch und oben über die Walpurgis-Kapelle wieder hinunter. Blöd bloß, dass es ziemlich warm und wir für eine Wanderung nicht ausgerüstet waren, sprich: Wir hatten kein Wasser für den Hund dabei. Glücklicherweise hatte ich mein Wasser nur zur Hälfte getrunken und Luna säuft mir zur Not auch aus der hohlen Hand.

Die Walpurgis-Kapelle auf dem Walberla

Den Tag ließen wir dann im Paulushof bei Forchheim in einem wunderschönen Biergarten ausklingen, wo Luna eine große Schüssel Wasser bekam und glücklich den ganzen Durst stillen konnte.

Einen Tag später lag meine Pinschessin auf der Couch und da musste ich leider feststellen, dass der Hütehund nicht nur gezwickt, sondern gebissen hat. Man konnte die Löcher seiner Zähne in ihrem Oberschenkel sehen. Glücklicherweise ist nichts weiter passiert, aber für einen ohnehin ängstlichen Hund wie meine Luna ist das mehr als nur suboptimal gebissen zu werden.

Wein am Main in Mainstockheim

Obwohl ich kein großer Weinfestgänger bin, freue ich mich doch jedes Jahr wieder auf das Weinfest hier in Mainstockheim. Seit das Weinfest vor etlichen Jahren von der Schlossstraße hinunter an den Main, direkt neben den Wohnmobilstellplatz, gezogen ist, bin ich jedes Jahr mindestens einmal dort. Das Ambiente ist einfach toll und die Auswahl der Weine breit aufgestellt – auch wenn ich als Rotweintrinkerin durchaus einen Rotwein mehr auf der Liste gut fände. Aber vermutlich trinken die meisten – klassisch für Franken – Weißwein. Außerdem ist natürlich der Rotwein traditioneller Weise ehr etwas für die kühleren Tage und die erwartet man im Juli nicht unbedingt.

Wein am Main in Mainstockheim

Mein Mann und ich sind dann am Montagabend – traditionell der Abend für die Mainstockheimer – hinunter zum Festplatz gegangen, Regenjacke und Schirm im Gepäck, denn so ganz sicher konnte man sich nicht sein, ob der Regen oben bleibt. Doch wir hatten Glück, es blieb trocken und wir verlebten einen schönen Abend.

Premiere im Märchengarten

Den Wunsch nach einem Märchengarten verspürte ich schon lange. Deshalb hatte ich auch bereits Ende 2019 eine Anfrage an die Gemeinde Mainstockheim geschickt, ob denn einer der Gärten im Freizeitgelände, einer, der direkt am Fahrradweg frei wäre. Leider war dem damals nicht so. Doch bereits ein halbes Jahr später erfuhr ich, dass der Bund Naturschutz den Garten aufgab. So kam es, dass ich den Garten übernehmen konnte und mit Feuereifer anfing, meinen Garten zu gestalten.

In der Zwischenzeit war Corona aufgetaucht, doch optimistisch wie ich nun mal bin, glaubte ich, es könne nicht lange andauern. Wie wir inzwischen alle wissen, weit gefehlt. Die Vorgaben, die man gerade im künstlerischen Bereich den Menschen auferlegten, nahmen mir die Freude an meinem Garten. Die Idee, dort etwas auf die Beine zu stellen, mottete ich erst einmal ein. Bevor ich bereit war, dieses Projekt zu realisieren, musste zumindest insofern Planungssicherheit herrschen, dass mir nicht erneut Coronavorgaben alles zu Nichte machten. Inzwischen sind alle Corona-Maßnahmen ausgelaufen und das Virus spielt in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr. Zeit also, die Pläne aus der Schublade zu nehmen und zu entstauben.

Schild vor dem Märchengarten:
Hier kann man sich zukünfit immer über die nächsten Veranstaltung im Garten informieren

Am 26. Juli war es dann soweit. Unter dem Motto: „Geheimnisvolle Spiegel“ lud ich zu einem Märchenabend für Erwachsene in meinen Märchengarten ein. Dank des „Bladlas“, dass seit diesem Jahr einmal monatlich in Mainstockheim erscheint und an alle Haushalte verteilt wird, konnte ich meine Veranstaltung Publik machen. Am Veranstaltungstag selbst war dann eine Achterbahnfahrt der Gefühle angesagt, denn das Wetter war mehr als wechselhaft. Mehrfach war ich drauf und dran die Veranstaltung, die ja im Freien war, abzusagen, entschied mich jedoch dagegen. Der Wettergott hatte dann auch ein Einsehen mit uns und schickte uns sogar Sonnenschein. So kam es, dass ich vor einem sehr aufmerksamen Publikum Märchen erzählen durfte. In der Pause wärmte uns dann mein mitgebrachter Tee und wir unterhielten uns angeregt. Schön war es und ich freue mich schon auf den Märchenabend im 17. August, wenn ich „Märchen rund ums Wasser“ erzähle.

Beim Erzählen im Märchengarten

Spiegel – Zauber und Magie

Jeden letzten Donnerstag im Monat gestalten drei Erzähler*Innen von Märchen im Turm einen Märchenabend. Diesmal war meine Erzählkolleginnen Bettina von Hanffstengel und Monika Weigel zusammen mit mir dran. Spiegel – Zauber und Magie hieß der Titel unseres Abends und die Zuhörer konnten lustige, beschauliche, aber auch nachdenklich machende Märchen hören.

Unser Märchentisch bei Märchen im Turm

Für mich endete der Abend nicht ganz so lustig. Man könnte es auch als Pleiten, Pech und Pannen bezeichnen – oder einfach Deutsche Bahn… Als erstes fuhr mir die S-Bahn vor der Nase davon, okay, da kann die Bahn nix für. Also sah ich in der Bahn-App nach und mein Zug wurde mit acht Minuten Verspätung angegeben. Perfekt, dann muss ich nicht hetzen. Tja, leider fuhr er nicht acht Minuten später ab, sondern direkt zur eigentlichen Uhrzeit. Also gut, umsteigen auf die S-Bahn. Die S-Bahn wartete dann auf Anschlussreisende und weil Verspätung bei der Bahn sich gern vermehrt, kamen wir knapp 15 Minuten später in Neustadt an. Ab hier fährt der Schienenersatzverkehr (SEV). Auch eine Anschlussfahrt von der S-Bahn war ausgeschrieben. Tja, man ließ den Bus auch warten – und schickte ihn dann 2 Minuten bevor die S-Bahn ankam los – leer… Also Leute, ich verstehe ja, wenn ein Bus nicht warten kann – aber ihn gut 10 Minuten warten zu lassen um ihn dann zwei Minuten vor Ankunft der S-Bahn loszuschicken, da fehlt mir echt das Verständnis für. Ende vom Lied war jedenfalls, dass ich statt um elf erst um halb eins daheim war. Wie heißt es so schön: Thank you for travelling with Deutsche Bahn…

Pappenheim, wir kommen

Einmal im Jahr treffen sich die Märchenerzähler*Innen der MÄRCHENERZÄHLEREI für ein Wochenende. Neun von zwölf Erzählenden machten sich auf den Weg in das Tagungshaus der Evangelischen Kirche in Pappenheim. Nachdem jeder sein Zimmer bezogen hatte, trafen wir uns zum Mittagessen im Speisesaal. Anschließend begann unser buntes und interessantes Programm.

Der Blick aus meinem Zimmer in Pappenheim

Unser Thema 2023 lautete Wertschätzung und so gab es eine Einheit, in der jeder für alle anderen Erzählenden mindestens zwei Punkte aufschreiben sollte, was sie an ihm/ihr besonders wertschätzt. Anschließend wurden die Blätter eingesammelt und Bettina von Hanffstengel und ich klebten in der Pause für jeden eine Collage mit all dem, was die anderen an ihm/ihr wertschätzten. Für die zweite Aufgabe gab es eine Liste mit Werten für jeden auf der auch noch Platz für Ergänzungen war. Jeder sollte darauf die zehn Werte markieren/ergänzen, die ihm besonders wichtig waren und die drei Allerwichtigsten nochmal besonders kennzeichnen. Im Anschluss tauschten wir uns darüber aus. Nun hatte Heide Werner die Idee, dass wir doch nochmal jeder für sich festlegen könnte, welche Werte ihm für die MÄRCHENERZÄHLEREI besonders wichtig sind. Diese trugen wir danach auch zusammen und ich werde im Nachgang ein Bild erstellen, welches die Werte und die Häufigkeit, wie oft sie genannt wurden, zeigen wird.

Nach dem Abendessen machten die meisten einen Spaziergang mit Märchen zur Weidenkirche in Pappenheim. Ich selbst blieb zurück, denn ich gestehe, das Wetter, das an diesem Tag ständig von jetzt auf gleich umschwenkte, gefiel mir nicht. Die Vorstellung unterwegs geduscht zu werden, behagte mir so gar nicht. Da wartete ich doch lieber darauf, dass die anderen zurückkamen. Nachdem die anderen wieder zurück waren, saßen wir noch lange bei guten Gesprächen, Schokolade und Wein zusammen.

Mein Filzbild zum Märchen „Die Regentrude“

Am anderen Tag erzählte uns Hella Rissmann eine etwas gekürzte Version der Regentrude von Theodor Fontane. Danach packte sie Filzplatten und jede Menge Märchenwolle aus. Unsere Aufgabe: Filze in der Nadelfilztechnik ein Bild mit dem Motiv, das dich im Märchen am meisten angesprochen hat – oder – bringe die vielen Farben des Märchens auf das Bild. Wir waren alle mit Feuereifer dabei und es sind wunderschöne Filzbilder entstanden. Obwohl ich schon gefilzt habe – auch in Nadelfilztechnik – wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein Bild zu filzen. Es hat aber so viel Spaß gemacht, dass ich überzeugt davon bin: Es ist nicht das letzte seiner Art.

Nach dem Mittagessen besprachen wir noch zwei Veranstaltungen für die Zukunft ehe wir Pappenheim schon wieder verlassen mussten.

Die Erzählerinnen der MÄRCHENERZÄHLEREI
(von links nach rechts, von hinten nach vorne)
Ich, Hella Rißmann, Hildegard Michaelis, Heide Werner, Zorica Otto, Bettina von Hanffstengel, Christine Lübeling, Monika Weigel, Reingard Fuchs

Natürlich wollte ich die Weidenkirche trotzdem gerne sehen und so besuchte ich sie, nachdem wir die Bahnfahrer am Bahnhof abgeliefert hatten. Die Weidenkirche ist wirklich sehenswert und die Bilder werden ihr nicht wirklich gerecht.

Weidenkirche in Pappenheim

Da ich auf dem Weg zum Bahnhof ein Schild mit der Aufschrift „Auffahrt zur Burg“ entdeckte und es gerade trocken war, stattete ich der Burg Pappenheim noch einen kurzen Besuch ab, ehe ich mich auch auf den Heimweg machte.

Hafensommer in Würzburg

Mein Mann hat zum Geburtstag eine Einladung für ein kulturelles Ereignis in Würzburg geschenkt bekommen und sich für Andreas Rebers und nouWell cousines entschieden, die auf dem Hafensommer in Würzburg zu Gast waren.

Als Reverend Rebers nimmt er so manches auf die Schippe, gewürzt mit passenden Bibelzitaten. Okay, bei dem ein oder anderen Zitat bin ich mir nicht ganz sicher, ob das tatsächlich so in der Bibel steht… Jedenfalls wird er der Ankündigung gerecht. Dort wurde er mit „Schwarzer Humor, Ironie und unerwarteter Pointen“ angekündigt. Was habe ich an diesem Abend Tränen gelacht! Besonders angetan hat es mir die Formulierung „Menschinnen und Menschen“ oder „Brüderinnen und Brüder“.

Auch die nouWell cousines überraschten mich sehr positiv. Als ich nämlich das Bild und die darauf abgebildeten Instrumente sah, fürchtete ich einen folkloristischen Abend á la Bierzelt. Doch weit gefehlt! Es machte richtig Spaß ihnen zuzuhören. Besonders hatte es mir das „Those were the days my friend“ angetan, dass sie zum Schluss in schwindelerregender Geschwindigkeit gespielt haben.

Mein Mann und ich beim Hafensommer in Würzburg.

Obwohl es zwischenzeitlich etwas regnete, saßen wir unter dem Dach sicher und trocken und bekamen nur ein ganz klein wenig Gischt ab, was der Veranstaltung aber keinen Abbruch tat. Ein rundherum gelungener Abend und das für ein Event, das ich  mir selbst sicher niemals ausgesucht hätte. Was lernen wir daraus? Öfters mal etwas Neues ausprobieren, es könnte ja gut werden.

Rückblick Juni 2023

Mein Juni war geprägt von Vorbereitungen auf meine Auftritte im Juli, die mich zum Schreiben eines Märchens führten; von den märchenhaften Schatten, die der September schon vorauswirft und von zwei Wanderungen in die Wälder rund um Ebrach.

Das Wandern ist des Müllers Lust…

Mein Jahresvorsatz war: einmal in der Woche wandern zu gehen. Natürlich habe ich es auch im Juni nicht geschafft – aber – immerhin zweimal war ich doch unterwegs. Den Temperaturen war es geschuldet, dass wir uns reine Waldtouren ausgesucht haben. Da bietet sich bei uns in der Gegend der Steigerwald an. Übrigens waren wir sehr lecker im Restaurant am Baumwipfelpfad Ebrach essen, ich kann es wärmstens empfehlen.

Baumwipfelpfad Ebrach

Die erste Tour führte uns u.a. zur Wendelinskapelle. Wendelin ist der Schutzpatron der Hirten, der Landleute, Bauern, Tagelöhner und Landarbeiter. Klar, dass mir gleich eine Reihe Märchen eingefallen sind, in denen Hirten eine wichtige Rolle spielen. Besonders gern mag ich das Märchen „Jawohl“ in dem ein Hirtenjunge sieben Jahre nichts anderes sagen darf als immer nur „Jawohl“. Habt Ihr auch ein Lieblingsmärchen das von einem Hirten oder einer Hirtin handelt?

Die Wendelinskapelle nahe Ebrach

Die zweite Wanderung führte uns durch den idyllischen Weiler Schmerb zu einem Fliegerdenkmal. Hier war im zweiten Weltkrieg ein Flugzeug abgestürzt und man hat den Verunglückten ein Denkmal mitten in den Wald gesetzt. Bei dieser Wanderung hatten wir ein besonderes Erlebnis, eines, das sich nicht planen lässt: ein Schmetterling umkreiste meinen Mann eine ganze Weile, ließ sich dann auf seiner Hand nieder und ließ sich locker 250 Meter mittragen. Dabei interessierte es das Insekt nicht, ob und wie mein Mann seine Hand bewegte. Es war wirklich faszinierend.

Eine besondere Tierbegegnung

Erste-Hilfe-Kurs

Wann war Euer letzter Erste-Hilfe-Kurs? Beim Führerschein? Meiner liegt noch nicht so lange zurück, trotzdem sind es bestimmt an die fünfzehn Jahre… Da wird es langsam Zeit für eine Auffrischung, oder? Vor allem, wenn dringend Ersthelfer gesucht werden. Um sich als Ersthelfer registrieren zu lassen muss man alle zwei Jahre einen Auffrischungskurs machen. So kam es, dass ich am 20. Juni bei brütenden 32 Grad im Dachgeschoss des Bayrischen Roten Kreuz in Kitzingen von früh um halb neun bis nachmittags um halb fünf meine Kenntnisse in Erster Hilfe auffrischte. Jetzt darf ich nur nicht vergessen, in zwei Jahren die Auffrischung zu machen…

Ein Kopfverband mit Hasenohren – nicht dass ich nicht ohnehin genug geschwitzt hätte…

Der märchenhafte September wirft seine Schatten voraus

Es gibt Monate, in denen ist es ziemlich ruhig, was die Märchenarbeit angeht – und andere, da steppt gleichsam der Bär. Im September wird er definitiv steppen. Neben meinen üblichen Auftritten gibt es nämlich drei Besonderheiten: Die Stadtverführungen in Nürnberg, den Kongress der Europäischen Märchengesellschaftin Würzburg und die Tagung der Märchenstiftung Walter Kahn in Münsterschwarzach.

Natürlich bin ich wieder bei den Stadtverführungen in Nürnberg mit dabei. Das Thema 2023 lautet Schlüsselerlebnisse. Mit dem Kauf eines Türmchens kann man am 3. Wochenende des Monats so viele der rund 1000 Stadt(ver)führungen besuchen, wie man möchte. Der Vorverkauf startet am 28. Juli 2023 in den bekannten Vorverkaufstellen in Nürnberg und Fürth. Mich könnt ihr zusammen mit meiner Erzählkollegin Bettina von Hanffstengel viermal als Stadt(ver)führerin in Nürnberg erleben. Am Freitagabend und am Samstagnachmittag am Wöhrder See bei einem Märchenspaziergang und am Samstagabend im Spittlertorzwinger mit einer Märchenstunde. Nähre Infos zu meinen Verführungen findet Ihr bei meinen Veranstaltungen.

Auch im vergangenen Jahr war ich als Stadtverführerin mit dabei – bei strömenden Regen, daher gibt es keine Bilder…

Die Europäische Märchengesellschaft (EMG) organisiert jedes Jahr einen Märchenkongress in einer anderen Stadt, bei dem Mitglieder, aber auch interessierte Nichtmitglieder teilnehmen können. In diesem Jahr lautet das Thema „Übergänge und Rituale“. Ein äußerst spannendes Thema, wie ich finde. Da trifft es sich gut, dass die EMG dieses Jahr Würzburg für ihren Veranstaltungsort ausgewählt hat, wohne ich doch nur rund 15 km von der Hauptstadt des Regierungsbezirks Unterfrankens entfernt. Meine Anmeldung ist inzwischen abgegeben und ich freue mich sehr darauf, dabei sein zu dürfen. Und wer weiß, vielleicht gefällt es mir so gut, dass ich im nächsten Jahr sogar eine Reise auf mich nehme. Apropos auf sich nehmen, nimmt einer von Euch die Reise nach Würzburg auf sich und treffen wir und dort? Ich würde mich freuen.

Manchmal liegen Fortbildungsmöglichkeiten so nahe und man schafft es trotzdem nicht. Die Märchenstiftung Walter Kahn hat ihren Sitz in Volkach, rund 17 Kilometer von Mainstockheim entfernt. Mehr noch, der jährliche Märchenkongress findet immer im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach statt und ich komme ursprünglich aus Schwarzenau. Beide Dörfer gehören zu einer politischen Gemeinde, nämlich Schwarzach am Main. Natürlich weiß ich auch seit vielen, vielen Jahren, dass es die Märchenstiftung in Volkach gibt. Trotzdem habe ich es bis dieses Jahr nicht geschafft beim Kongress dabei zu sein. Das wird sich 2023 ändern, die Anmeldebestätigung habe ich bereits erhalten und ich freue mich auf viele spannende Vorträge. Wie sieht es aus, kommt von Euch auch jemand nach Münsterschwarzach zum Märchenkongress?

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

Wenn ich neue Märchen für einen Auftritt lernen möchte, so bringe ich sie zunächst in eine Sprache, die flüssig über meine Lippen kommt. Dabei achte ich stets darauf, dass ich die Geschichte nicht inhaltlich verändere, jedoch passe ich die Sprache an. Was ich sehr gerne mache, sind Sätze in indirekter Rede in direkte Rede zu verwandeln oder angestaubte Begriffe, die selbst ich nachschlagen muss, in Wörter zu übersetzen, die jeder versteht.
Kurz vor der Sommersonnenwende war mal wieder Zeit für so eine Märchenüberarbeitung. Ich setzte mich also hin, legte das Märchen vor mir ab, überlegte, was ich anpassen möchte und fing an zu schreiben. Doch dann geschah etwas völlig Unerwartetes: Ein neues Märchen floss aus mir heraus – und ich sage mit Absicht, floss heraus. Die Worte purzelten geradezu aus meinem Kopf und meine Finger flogen über die Tastatur. Bald schon war ein neues Märchen geboren, das ich den Namen „Die mürrische Alte und die Mondgöttin“ gab.

Der Vollmond spielt eine große Rolle in meinem Märchen.

Nun aber geschah etwas Seltsames. Ich fühlte mich hin- und hergerissen. Was mache ich jetzt mit dem Märchen? Horten? Irgendwo in die Schublade stecken und dann herausholen, wenn ich denke, dass es passt? Meinen Traum weiterträumen irgendwann ein Buch zu verlegen mit selbstgeschriebenen Märchen? Wollte es nicht geboren werden und war es damit nicht Zeit, es in die Welt zu senden? Es war doch bestimmt kein Zufall, dass es gerade kurz vor der Sommersonnwende aus mir herauspurzelte, zumal die Sonnwende eine wichtige Rolle im Märchen spielt. Wenn ich es jetzt mit der Welt teilte, sollte ich es dann lieber hier auf meiner Homepage veröffentlichen – oder – sollte ich es in ein Hörmärchen verwandeln und so in die Welt entlassen? Fragen über Fragen. Interessanter Weise ploppte das erste Mal die Angst auf, dass ich etwas von mir Geschaffenes veröffentliche und jemand es als sein Eigenes ausgeben könnte. Keine Ahnung warum das so war, aber die Gedanken darum waren schon sehr spannend. Schließlich habe ich einmal kräftig durchgeatmet und pünktlich zur Sommersonnenwende 2023 mein Märchen „Die mürrische Alten und die Mondgöttin“ auf meine Homepage hochgeladen.

Die mürrische Alte und die Mondgöttin

Am Rande eines kleinen Dorfes lebte einmal eine mürrische Alte. Ihr Mann war schon lange gestorben. Freunde besaß sie keine, denn sie ließ an nichts und niemanden ein gutes Haar und beschwerte sich ständig über dies und das. Da sie selbst nichts Gutes an ihrem Leben sah, gönnte sie auch niemanden anderen etwas Gutes. So lebte sie allein und abgeschieden in ihrem kleinen Häuschen und haderte mit sich und der Welt.

Hinter dem Haus begann der dunkle Wald und oft ging sie hinein, um Beeren, Kräuter, Wurzeln oder Pilze zu sammeln. Eines Tages nahm sie wieder einmal ihr Körbchen und machte sich auf den Weg. Der Pfad den sie einschlug schlängelte sich den Berg hinauf und führte sie schließlich zu einer Stelle, von der aus man einen wunderschönen Blick über ihr Dorf hatte.

Mürrisch sah sie hinab und verzog missbilligend ihr Gesicht. ‚Was trieben die denn da auf der großen Wiese vor dem Ort? Stellten die da etwa Tische und Bänke rund um die alte Linde auf? Was sollte das schon wieder werden?‘ Da fiel es ihr plötzlich ein: Morgen war der längste Tag des Jahres und das ganze Dorf feierte ein großes Fest. Es gab Speis‘ und Trank im Überfluss, Musikanten spielten auf und die Menschen, jung wie alt, tanzten um ein großes Feuer. Die jungen Frauen und die Mädchen trugen Kränze aus Blumen und Kräutern auf dem Kopf, die sie im Laufe des Morgens gemeinsam banden.

Was für eine Verschwendung! Die Kräuter könnte man wahrlich besser verwenden! Und wenn sie nur an all das Gehopse und die laute Musik und überhaupt den ganzen Lärm dachte, wurde ihr schlecht. Bestimmt konnte sie die ganze Nacht wieder kein Auge zu tun! Verboten gehörte das! Jawohl, verboten! Schließlich wandte sie sich ab und schlurfte zurück nach Hause, während sie ihren trüben Gedanken nachhing.

Nun hatte die Alte sich eigentlich vorgenommen an diesem Abend früh ins Bett zu gehen, doch der Gedanke an all den Krach des nächsten Tages raubten ihr die Ruhe. So kam es, dass der volle Mond schon hell am Himmel stand, als sie schließlich müde genug war. Sie erhob sie also von ihrem Lehnstuhl vor dem Kamin und trat an ihr Fenster. Dabei fiel ihr Blick auf den Vollmond und mürrisch sprach sie ihn an: „Früher sagte man, Du seist eine mächtige Göttin. Wie wäre es, wenn Du den Krach für immer unterbinden würdest, damit ich endlich in Frieden leben kann?“ Seufzend wandte sie sich ab und zog die Vorhänge zu, wohlwissend, dass es nichts nutzte, sich beim Mond zu beschweren. Sie legte sich ins Bett und war bald eingeschlafen.

Als sie erwachte stand der Mond noch immer hoch am Himmel und an ihrem Bett saß eine wunderschöne Fremde mit wallenden, weißen Gewändern, die über und über mit Perlen bestickt waren, die wie Perlmutt schimmerten. Ihre Haut war milchig weiß wie das Licht des Mondes und ihre Augen funkelten hell wie die Sterne. Sie lächelte die Alte an. „Komm“, sagte sie, erhob sich und winkte der Alten ihr zu folgen. Diese wusste nicht, wie ihr geschah. Sie musste mit, ob sie nun wollte oder nicht, denn ihre Beine schienen sich verselbständigt zu haben. So trat sie also mit mürrischer Mine aus dem Haus, wo die Fremde auf sie wartete. Mit einer Geste forderte die Frau auf, die Alte möge ihr folgen und wieder blieb ihr nichts anderes übrig, ob sie wollte oder nicht. Ihre Beine machten sich von selbst auf den Weg.

Zunächst führte die Fremde sie einmal durch das schlafende Dorf, dann über die nächtliche Festwiese, wo fleißige Hände das morgige Fest vorbereitet hatten. Anschließend ging es hinein in den dunklen Wald und auf verschlungenen Pfaden bis zu einer kleinen Lichtung.

Die ganze Zeit über blickte die Alte nicht links und nicht rechts, sondern starrte auf den Weg, während sie ihren mürrischen Gedanken nachhing. Zu gern hätte sie sich lautstark über diese Behandlung beschwert, aber wie durch Zauberhand war ihr Mund verschlossen.

Erst als sie auf der Lichtung standen hob sie den Blick und sah einen großen, weißen Findling inmitten einer nächtlichen Blumenwiese. Aus dem Stein floss eine milchig-weiße Flüssigkeit in ein Becken, das wie Perlmutt in allen Farben schillerte. Die Fremde saß auf dem Rand des Beckens und der Vollmond hüllte alles in sein silbernes Licht.

Wieder winkte die Frau die Alte näher und als diese direkt vor ihr stand, begann sie zu sprechen: „Ich habe deinen Ruf vernommen und bin gekommen, dir zu helfen. Siehe, du bist blind und taub geworden für die Schönheit und die Freude im Laufe deines Lebens und eine dicke, harte Schicht hat sich um dein Herz gelegt. Dies ist der Grund, warum du nur noch das siehst, was dir missfällt und nur noch das hörst, was du als Krach empfindest. Ich will deine Augen wieder sehend und deine Ohren wieder hörend machen und den Panzer deines Herzens will ich entfernen.“

Wie durch Zauberhand hielt die Fremde mit einem Male einen Becher in der Hand. Sie füllte den Becher mit Quellwasser und reichte ihn der Alten: „Hier, trink!“

Wie aus einem inneren Zwang heraus gehorchte die Alte. Das Wasser schmeckte frisch und kühl und doch war es ihr, als wäre es ihr Herz. Dann streckte die Fremde ihre Finger in das Becken und benetzte Augen und Ohren der Alten mit dem Wasser.

Verwundert blickte die Alte umher. Ihr war, als ob ein Schleier von ihren Augen genommen war, denn als sie sich umblickte, war alles verändert. Die Farben der Blumen und Pflanzen schienen intensiver zu sein. Tief sog sie den Duft des Waldes ein und ließ ihre Augen dabei umherstreifen.

„Nun komm, folge mir noch einmal“, sprach da die Fremde lächelnd, erhob sich und führte sie den gleichen Weg, den sie gekommen waren. Diesmal aber nahm die Alte alle Blumen und Sträucher, alle Büsche und Bäume wahr. Sie lauschte auf die Geräusche des nächtlichen Waldes, die ihr vorher entgangen waren. An der Festwiese angekommen, bemerkte sie, wie schön alles geschmückt war und dachte an die fleißigen Hände, die dies vollbracht hatten. Auch konnte sie in ihrem Inneren bereits die Musik hören, die keineswegs wie Krach klang, sondern lang vergessene Erinnerungen in ihr wachriefen. Sie sah sich selbst, als sie noch jung war, lachend und tanzend beim Fest, geschmückt mit einem herrlichen Blütenkranz. Ach, wie schön das damals war! Unterdessen kehrten sie zu ihrem Häuschen zurück.

Plötzlich sandte der Mond einen silbernen Strahl vom Himmel, der direkt vor der Fremden am Boden endete. Diese lächelte der Alten noch einmal zu, betrat den Lichtstrahl und wanderte auf ihm zurück zum Mond. Die Alte aber stand noch lange draußen in der Nacht und blickte hinauf in den Himmel, auch als der Strahl schon lange verloschen war.

Am anderen Morgen als die Alte erwachte, rieb sie sich die Augen. Was für ein seltsamer Traum das heute Nacht doch war! Ihr war, als hätte sie eine Wanderung mit der Mondgöttin unternommen. Sie musste lachen, was für ein Traum! Gleichzeitig fühlte sie sich so frei, so glücklich, wie seit Jahren nicht mehr. Ihr Häuschen, das ihr immer so klein und schäbig vorgekommen war, versprühte an diesem Morgen eine heimelige Wärme mit dem Lehnstuhl vor dem Kamin, den getrockneten Kräutern, die in Büscheln von der Decke hingen, mit den blitzblank gescheuerten Töpfen und Pfannen. Als sie schließlich vor die Türe trat, begrüßte sie die strahlende Sonne mit einem Lächeln, lauschte glücklich dem Gesang der Vögel und sog den Duft der Kräuter und Blumen ihres Gartens ein, den sie so lange ignoriert hatte. Während ihre Augen über all diese Pracht streiften, entdeckte sie etwas Schimmerndes das im Gras lag. Neugierig bückte sie sich und hob eine einzelne Perle auf. Eine Perle, die genau so aussah, wie jene an dem Kleid der Mondgöttin. In diesem Augenblick war ihr bewusst, dass sie nicht geträumt hatte, sondern all das wirklich erlebt.

Mit der Perle in der Hand wanderte ihr Blick weiter in Richtung der Festwiese am Rande des Dorfes und ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: „Was, wenn sie heute Abend mit zum Tanzen ginge? Und was, wenn sie sich selbst einen Kranz aus Blumen und Kräuter flocht? Sicher, eigentlich trugen nur Mädchen und junge Frauen einen Blumenkranz, aber heute, ja heute, fühlte sie sich jung. Was die anderen wohl dazu sagen würden? Sie dachte an all die bösen Worte, all das Murren, mit denen sie den Dorfbewohner immer begegnet war. ‚Ob sie mich wohl in ihrer Mitte dulden?‘ dachte sie und ließ ihre Augen noch einmal über ihren Garten schweifen und machte sich dann fröhlich an ihr Tagwerk.

Als die ersten Takte der Musik erklangen zog die Alte ihr schönstes Kleid an und setzte sich den Blumenkranz auf den Kopf, den sie am Morgen gebunden hatte. Mit klopfenden Herzen machte sie sich auf den Weg zur Wiese. Unterwegs begegneten ihr die Dorfbewohner und so manch einer warf ihr einen verstohlenen Blick zu, ohne sie jedoch anzusprechen. Sie konnte sich denken, was die Leute dachten: „Was will die mürrische Alte hier? Will sie uns wieder den Spaß verderben?“

Als sie schließlich an der Festwiese ankam, verstummten die Gespräche. Alle sahen sie an und die Alte merkte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie räusperte sich, ließ ihre Augen über die Menge schweifen und sagte dann mit fester Stimme: Ich weiß, in den letzten Jahren war ich sehr unfreundlich zu euch. Mit mir war nicht gut auszukommen, denn ich gönnte euch kein Glück und keine Freude, weil ich nichts davon empfand. Blind und taub war ich und hart im Herzen. Heute aber fühle ich mich jung, wie neu geboren. Lasst mich erzählen, was ich diese Nacht erlebt habe.“ Getreulich berichtete die Alte was sich vergangene Nacht zugetragen hatte und schloss mit den Worten: „Ich möchte mich bei euch entschuldigen, weil ich immer so griesgrämig war und euch keine Freude gönnte. Ich bitte euch von ganzem Herzen: Verzeiht mir.“

Für einen Moment herrschte Stille, doch dann erhob sich der Dorfälteste, trat zu ihr und führte sie zu seinem Tisch. Später, als das Feuer brannte, tanzte sie ausgelassen mit den anderen und war so glücklich wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben.

Ob die Dorfbewohner ihr die Geschichte mit der Mondgöttin geglaubt haben, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass die Alte von diesem Tage an nur noch freundlich zu jedermann und glücklich in ihrem Herzen war.

© Märchenerzählerin Heike Appold, Mainstockheim, Juni 2023

Rückblick Mai 2023

Endlich Urlaub! Wie habe ich darauf hingefiebert. Ich liebe es allein wegzufahren und Zeit mit mir zu verbringen. Beim allein sein, am Besten in der Natur draußen, lade ich am schnellsten meine Batterien wieder auf. Diesmal führte mich mein Weg auf die Insel Rügen. Zwei Wochen durfte ich die Insel erkunden. Außerdem habe mich an der Blogparade „Was kannst du“ von Sara Menzel-Berger und Anja Rödel beteiligt und an der Blog-Challenge #BlogYourPurpose von Judith Peters teilgenommen.

Rügen ich komme

Hätte ich eine Löffelliste, könnte ich jetzt einen Punkt abhaken. Schon immer wollte ich einmal nach Rügen fahren. Am 8. Mai setzte ich es endlich in die Tat um und machte mich allein mit der Bahn auf den Weg. Meine Ferienwohnung lag direkt an einem kleinen See mitten in Bergen, der Hauptstadt der Insel. Von dort aus kommt man bestimmt mit Bus und Bahn problemlos an alle Ecken der Insel. Naja, problemlos vielleicht nicht, aber mit etwas Vorausplanung durchaus machbar.

Gleich der erste Ausflug führte mich nach Putbus, denn dort fährt der „Rasende Roland“, eine Dampfeisenbahn, ab. Ich war zeitig am Morgen da, so dass ich mir aussuchen konnte, wo ich sitzen wollte. Und wo kann man so eine Fahrt am besten genießen? Natürlich im Freien, wenn der Wind einem so richtig um die Ohren weht und man auch ein bisschen was vom Dampf hat 😉 Und ja, ich habe es sehr genossen! In Göhren angekommen war ich dann das erste Mal am Strand spazieren, bevor ich mich auf die Suche nach dem Hügelgrab „Speckbusch“ machte und mitten in der Stadt auf ein Reh traf, das genüsslich äste. Anschließend ging es mit dem „Rasenden Roland“ wieder zurück.

Der Rasende Roland auf Rügen

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg zu einem der absoluten Highlights auf der Insel: Dem Kap Arkona. Leider war es mir nicht vergönnt, die slawische Jaromarsburg zu besichtigen.  Die Tempelburg Arkona, wie sie auch genannt wird, ist leider gesperrt. So wie es aussieht auch schon länger und ich fürchte für immer. Durch den fortschreitenden Abbruch der Küste bricht auch mehr und mehr der Anlage ab und wird früher oder später im Meer landen. Aktuell werden dort archäologische Untersuchungen durchgeführt, so steht es zumindest auf der Tafel geschrieben. Nichts desto trotz war Kap Arkona einen Ausflug wert. Ich wanderte zum nördlichsten Punkt der Insel und bewunderte die Aussicht. Anschließend besuchte ich das urige Fischerörtchen Vitt, dessen Häuser alle noch mit Reet gedeckt sind. Von dort ging ich weiter nach Putgarten, wo ich mir ein Abendessen gönnte, ehe der letzte Bus mich zurück nach Bergen brachte.

Kreidefelsen am Kap Arkona

Ein weiteres Highlight war die Wanderung von Sassnitz aus über Buddenhagen und Werder zu den berühmten Wissower Klinken, den weißen Kreidefelsen am Meer, die durch wiederholte Abbrüche ihr Aussehen immer wieder verändern. Einige Tage später bin ich noch einmal in die Gegend gefahren. Diesmal bin ich vom Nationalparkzentrum Königsstuhl über den Viktoria Blick bis nach Hagen gewandert. Dabei habe ich die Reste der Herthaburg, den Herthasee und das Pfenniggrab, ein Großsteingrab, gesehen.

Ich liebe Überbleibsel alter Kulturen. Vor vielen Jahren war ich mit meinem Mann auf Menorca und als wir meinem Vater unsere Bilder zeigten, meinte der: „Habt ihr außer alten Steinen eigentlich noch etwas anderes fotografiert?“ Naja, nicht sonderlich viel, würde ich meinen. Logisch, dass ich mich auch auf Rügen auf die Suche der Hünengräber gemacht habe. Bei meiner Tour in Lancken Granitz wurde ich fündig. Anders wie an anderen Stellen der Insel waren diese Großsteingräber gut ausgeschildert.

Eines der Großsteingräber in Lancken-Granitz

Überhaupt bin ich viel gewandert, mein Fitnesstracker sagt mir, ich bin sage und schreibe in den zwei Wochen 166.692 Schritte gegangen bzw. habe 113,2 km zurückgelegt. Das kann sich doch wirklich sehen lassen!  Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich eine PH samt Eisenmenger habe und vier Tage aus verschiedenen Gründen in der Ferienwohnung zugebracht habe. Gleichzeitig hätte es noch so viel zu sehen gegeben. Damit ist klar: Rügen, ich komme wieder!

Was kann ich und was will ich bewirken?

Seit dem Blogkurs #rapidblogflow von Judith Peters schreibe ich mehr oder weniger regelmäßig Blogartikel. Die Fragen „Was soll ich erzählen, was interessiert meine Leserschaft wirklich?“ und „Was sollte ich womöglich für mich behalten, damit der Zauber nicht verfliegt?“ beschäftigen mich immer wieder. Außerdem bin ich ein Mensch, der hin und wieder einen konkreten Anlass braucht, sich über manche Dinge Gedanken zu machen und diese mit der Welt zu teilen. Daher freue ich mich, wenn ich über für mich passende Blogparaden oder Blog-Challengens stolpere, so wie jetzt im Mai.

Auf dem Königsstuhl am Königsstuhl auf Rügen.

Was kann ich? Welche Fähigkeiten bringe ich mit? Was macht mir Spaß? Das sind die Fragen, die ich in meinem Blogbeitrag zu #waskannstdu beantwortet habe.  Im ersten Moment dachte ich: „Kann man sowas überhaupt öffentlich schreiben?“ Ihr wisst schon, Eigenlob stinkt. Gleichzeitig bringt es nichts, unser Licht unter den Scheffel zu stellen. Von daher war es schon eine kleine Herausforderung an dieser Blogparade teilzunehmen. Für mich war diese Frage eine spannende Reise zu meinen eigenen Fähigkeiten, ja eine Reise zu mir selbst. Dabei habe ich mich nicht nur auf das Märchen erzählen und alles was dazu gehört beschränkt, sondern auch andere Bereiche beleuchtet. In meinem Blogbeitrag „Ein Hoch auf mich“ berichte ich nicht nur über mein Können rund um die Märchenarbeit, sondern auch von meinem Organisationstalent, meiner Kreativität, meiner Leidenschaft fürs Backen und Kochen und der Notwendigkeit für mich, Zeit mit mir allein zu verbringen.

Vielleicht regt Dich der Beitrag ja dazu an, dir selbst einmal die Frage zu stellen: Was kannst Du? Es trägt viel zum eigenen Selbstwertgefühl bei, wenn man sich klar macht, was man alles kann.

Märchenspaziergang in den Weinbergen in Mainstockheim

Bei der Blog-Challenge #BlogYourPurpose ging die Frage noch tiefer: Was ist Deine Bestimmung? Was willst Du in der Welt bewirken? Diesmal habe ich mich mit meinem Beitrag auf die Märchenarbeit konzentriert. Was treibt mich an? Warum erzähle ich Märchen? Was bezwecke ich mit Workshops oder Kursen? Kurz zusammengefasst könnte man sagen, ich erzähle Märchen, weil es mir mit einem märchenhaften Nachnamen schon in die Wiege gelegt wurde; weil ich die mündliche Erzähltradition lebendig halten möchte; weil ich meine Zuhörer erfreuen und sie mitnehmen will ins Land der eigenen inneren Bilder; weil ich die Weisheiten der Märchen gerne weitergeben und für andere zugänglich machen möchte. Ausführlich könnt Ihr das alles in meinem Blogbeitrag „Was ich als Märchenerzählerin bewirken will“ nachlesen.

Märchenrätsel 31.05.2023

Heute mach ich es euch wieder einmal einfach 😉 Das Märchen kennen wohl alle Kinder, wenngleich vielleicht nicht das von den Brüdern Grimm aufgeschriebene, sondern eine der vielen Adaptionen…

Was suche ich heute?

Was ich als Märchenerzählerin bewirken will

Seit ich im Oktober 2023 bei „Rapid Blog Flow“ von Judith Peters mitgemacht habe, blogge ich mehr oder weniger regelmäßig. Kurz vor Pfingsten rief Judith Peters wieder zu einer Blog-Challenge auf. Unter dem Titel #BlogYourPurpose hat sie uns gefragt: Was willst Du bewirken?
Natürlich bin ich mir bewusst, dass vieles, was ich tue, einem bestimmten Zweck dient. Trotzdem habe ich noch nie wirklich darüber nachgedacht oder gar in Worte gefasst, was ich wirklich bewirken will, was mich antreibt und warum ich tue was ich tue.

Die Volksbanken Raiffeisenkassen hatten lange das Motto: „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.“ Was aber treibt mich an? Was ist mir wirklich wichtig? Was will ich be-wirken?

Die eigene Bestimmung finden

Die Märchen wurden mir bereits in die Wiege gelegt. So sehe ich das zumindest rückwirkend. Geboren wurde ich nämlich mit einem gar märchenhaften Namen, als Heike Grimm. Mein Vater, der sehr stolz auf seinen Nachnamen war, hat mir viele, viele Langspielplatten mit Märchen gekauft. Da ich sehr gut übers Hören lerne, konnte ich bald alle Geschichten auswendig.

Meinen ersten Auftritt hatte ich im zarten Alter von vier Jahren in einer Dorfwirtschaft. Damals erzählte ich den Anwesenden ein Stück aus dem Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“. Sehr zum Leidwesen meiner Tante, die mich mitgenommen hatte. Warum? Nun, ich rezitierte ausgerechnet die Stelle:  „Was steht ihr da und habt Maulaffen feil!“ wörtlich und sah dabei die anwesenden Männer an. Diese allerdings fanden meinen Auftritt ehr lustig als peinlich.

Gestaltete Mitte während meiner Ausbildung im Märchenhof Rosenrot.

Bis ich jedoch zur Märchenerzählerin wurde war es noch ein langer Weg. Hätte ich im Jahr 2000 bereits gewusst, dass ich einmal Märchen erzählen würde, hätte ich meinen Mädchennamen bestimmt nicht abgelegt. So aber nahm ich bei der Heirat den Nachnamen meines Mannes an. Erst 2006 begann ich mit der Ausbildung zur Märchenerzählerin bei Gudrun Böteführ auf dem Märchenhof Rosenrot.

Die Erzähltradition lebendig halten

Das freie Erzählen hat eine lange Tradition. Märchen und Geschichten wurden mündlich weitergegeben. Vielleicht ist das auch die Erklärung dafür, warum es die gleiche Geschichte in so vielen unterschiedlichen Varianten existieren. Jeder gibt weiter, was er hört, was er versteht, was ihm im Gedächtnis bleibt und schmückt vielleicht das ein oder andere besonders aus. Erst viel später wurden Märchen und Sagen aufgeschrieben. Die bekanntesten deutschen Märchensammler sind die Brüder Grimm. Auch Ludwig Bechstein dürften viele kennen. Beide sammelten übrigens nicht nur Märchen, sondern auch Sagen.

Auf Antrag der Europäischen Märchengesellschaft hat die Deutsche UNESCO-Kommission das Märchenerzählen im Dezember 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Da Märchenerzählen aber keine nationale, sondern eine weltweite Tradition ist, bemüht sich die Europäische Märchengesellschaft um Verbündete aus anderen Ländern, um das Märchenerzählen in das weltweite Verzeichnis aufnehmen zu lassen.

Beim Erzählen im Waldkindergarten in Dertingen

Der Beruf des Geschichten- oder Märchenerzählers hat sich im deutschsprachigen Raum vermutlich aus den mittelalterlichen Minnesängern, Troubadouren und Hofnarren entwickelt. Seine Aufgaben sind neben dem Unterhalten des Publikums auch die Weitergabe von geschichtlichen, gesellschaftlichen und religiösen Informationen. So werden in den Märchen Botschaften vermittelt, welche Charaktereigenschaften wichtig für ein gutes Leben sind. Zwei Beispiele sind die Eigenschaften Hilfsbereitschaft (z.B. Sterntaler ) und Mut (z.B. Der Grabhügel).

Als Märchenerzählerin will ich diese Tradition fortsetzen und erhalten. Oft kommt nach der Veranstaltung eine Person auf mich zu und sagt mir, dass sie jetzt wieder neue Märchen hat, die sie ihrem Enkel oder ihrer Enkelin erzählen kann. Dabei geht mir jedes Mal das Herz auf. Genau das verstehe ich unter lebendiger Erzähltradition: Ich höre ein Märchen und gebe es mündlich weiter.

Euch mitnehmen auf eine Reise der inneren Bilder

Lasst Euch entführen in eine andere Welt. Das war das erste Motto, das ich mir für mein Märchenerzählen gegeben habe. Lange bevor das „Märchen – frei und lebendig erzählt“ dazu kam. Letzteres übrigens, weil ich es leid war, immer und immer wieder erklären zu müssen, dass ich nicht vorlese, sondern die Märchen frei vortrage.

Anders als bei einem Film, erlebt jeder Mensch die erzählten Worte anders. Ich möchte mit den Geschichten die Fantasie meiner Zuhörer anregen. Die Bilder, die im Kopf der Menschen entstehen, sind ihre ureigensten. Ich gebe nicht mehr als den Rahmen vor. So erzähle ich vielleicht von einem armen Waisenkind, einer hässlichen Hexe, einem mutigen Ritter oder einem feuerspeienden Drachen, doch was mein Zuhörer daraus macht, liegt nicht in meinen Händen. All das entspringt der eigenen Vorstellungskraft.

Auf der Fähre ChrisTina in Mainstockheim anlässlich der Kulturzeichen Kitzingen

Volksmärchen gehen immer gut aus, so habe ich schon oft gehört, doch das stimmt nicht. Bei Zaubermärchen ist das meistens richtig, doch gerade unter den Lehrmärchen fehlt mitunter das Happy End. Bei meiner Märchenauswahl achte ich jedoch sehr darauf, Geschichten auszusuchen, die ein gutes Ende haben. Ich will meine Zuhörer erfreuen, ihnen angenehme Gefühle schenken und sie später mit einem Lächeln auf dem Gesicht entlassen. Sind wir doch mal ehrlich, Geschichten ohne guten Ausgang gibt es im realen Leben schon genug.

Die Weisheit der Märchen erfahrbar machen

Märchen transportieren Botschaften. Diese möchte ich den Menschen näherbringen. Ich erinnere mich noch gut an meinen allerersten Auftritt in der Kiliani-Klinik in Bad Windsheim im Jahre 2011. Nach der Veranstaltung kam ein Mann zu mir, der sich bei mir für den schönen Abend bedankte und berichtete, dass das Hören der Märchen heute für ihn wie Therapie war.

Eines ist allen Märchen gemein: sie zeigen uns, wie das Leben funktionieren kann, aber auch wie es auf lange Sicht nicht klappt. Die Märchenweisheit öffnet sich bereits beim Lauschen. Noch intensiver kann man sie sich bei der näheren Beschäftigung mit den überlieferten Geschichten erschließen. Dazu braucht es ein offenes Herz und einen offenen Geist. Man muss genau hinhören und hineinspüren, was sie uns zu erzählen haben. Die Geschichten können uns Wege und Möglichkeiten für unser ganz persönliches Leben erschließen und als Spiegel für uns und unsere Mitmenschen dienen. Jeder nimmt dabei das wahr, was für ihn im Moment von Bedeutung ist. Dabei bringt er seinen ureigensten Charakter und seine eigene Lebensgeschichte mit hinein.

Diese Collage entstand auf die Frage: „Was gibt Dir Kraft?“ nachdem wir analysiert hatten, was der Heldin im vorab erzählten Märchen Kraft gab.

Teilnehmern meiner Workshops und Kurse möchte ich den Zugang zu den Märchen erschließen und ihnen helfen, die erkannten Botschaften für das eigene Leben zu nutzen. Je mehr ich mich und die Menschen verstehe, umso leichter kann ich freies, glückliches und zufriedenes Leben führen – und dazu möchte ich anderen verhelfen.

Mein Vermächtnis

Machen wir uns nichts vor, die Bestimmung der wenigsten ist es, das große Weltgefüge zu verändern. Auch wenn ich es vielleicht gerne würde, längst habe ich erkannt, dass dies nicht mein Weg ist. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass nichts umsonst ist, was ich tue. Ihr kennt bestimmt das Afrikanische Sprichwort: „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Das was ich hinterlasse, wenn ich irgendwann einmal die Augen für immer schließe, sind viele kleine Dinge von denen ich hoffe, dass sie die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben und dass ich viele Menschen anregen konnte, es mir gleich zu tun. Jeder auf seine eigene Art.

Ein Hoch auf mich

Ja, ja, wir wissen es längst „Eigenlob stinkt“, das sagt uns zumindest ein altes Sprichwort – doch ist es wirklich wahr oder sorgen diese Worte nicht viel eher dafür, dass wir „unser Licht unter den Scheffel stellen“? Sich auf das zu konzentrieren was man kann, anstatt auf das was man nicht kann, ist nicht überheblich, sondern schlicht notwendig, möchte man ein glückliches Leben führen – und wer möchte das nicht? Wer glücklich und zufrieden ist, der strahlt das auch aus und da Glück ansteckend ist, tun wir damit nicht nur uns, sondern auch den Menschen um uns herum etwas Gutes. Wenn wir uns auf das konzentrieren, was wir können, bringt es uns dazu, unsere eigenen Ressourcen richtig zu verwenden und unsere Energie „auf das richtige Pferd“ zu setzen. Davon mal ganz abgesehen hilft es uns sehr, wenn wir uns gerade an Tagen an denen es uns nicht so gut geht und wir uns klein und unfähig fühlen, uns daran zu erinnern wie viele Fähigkeiten wir haben.

So freue ich mich sehr über die Blogparade „Was kannst du“ von Sara Menzel-Berger und Anja Rödel über die ich bei Stephanie Fleischer gestolpert bin. Sie gibt mir die Gelegenheit mir ins Gedächtnis zu rufen, wie viel ich kann und dies mit Euch zu teilen.

Märchen erzählen – frei und lebendig

Schon immer habe ich gern erzählt, schon als kleines Mädchen. Heute freue ich mich besonders, wenn ich Menschen mit meiner Stimme, mit meinen Augen, mit Gestik und Mimik verzaubern kann. Es fällt mir leicht mein Publikum in eine andere Welt zu entführen. Da ich grundsätzlich mehr Märchen im Gepäck habe, als ich für die Märchenstunde brauche, ist es kein Problem für mich die Auswahl meiner Erzählungen an meine Zuhörer anzupassen. Durch den Augenkontakt merke ich schnell welche Art von Geschichten an diesem Tag und für diese Gruppe die richtigen sind und kann die entsprechenden vortragen. Eigentlich hatte ich einen Abend für Erwachsene geplant aber im Publikum sitzen Kinder und meine Märchenauswahl ist nicht für sie geeignet? Kein Problem für mich! Dann ziehe ich einfach aus dem imaginären Hut andere Geschichten die auch Kinder ansprechen – umgekehrt gilt das natürlich genauso.

Dieses Bild entstand während eines Märchenspaziergangs in den Mainstockheimer Weinbergen.

Geschichten erfinden – meiner Fantasie freien Lauf lassen

Mein Mann behauptet immer, ich hätte zu viel Fantasie. Anders als er bin ich allerdings der Meinung, man kann gar nicht genug davon haben. Wenn ich durch Wald und Flur wandere – was ich sehr gerne tue – entdecke ich allerlei Wesen am Wegesrand: Das Gesicht im Baum, eine versteinerte Gestalt, ein am Boden liegender Ast oder eine Wurzel, die aus der Ferne aussieht wie eine Gestalt, die gut und gern aus dem „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien entsprungen sein könnte.

Diese steinerne Schildkröte entdeckte ich in den Hassbergen.

Geschichten erfinden, das mache ich schon solange ich denken kann. Schon als Kind überlegte ich mir vorm Spielen ein Drehbuch, hatte genau im Kopf, welche Story wir quasi nachspielten. Nicht immer zur Freude meiner Mitspieler 😉 die gerne auch ihre eigenen Ideen einbringen wollten…

Später begann ich kleine Geschichten zu erfinden. Bis heute macht es mir Spaß aus drei oder vier Worten etwas zu zimmern und aufzuschreiben. Und natürlich dürfen die seltsamen Stein- oder Baumwesen in ihnen eine Rolle spielen, oder der verwunschene See, die einsame Kapelle am Wegesrand oder die Ruine, die ich gerade eben besucht hatte.

Lange Zeit spielte ich „Midgard“ ein Fantasy-Rollenspiel, was mir immer sehr viel Freude gemacht hat. Kreativ wie ich bin habe ich, wenn ich als Spielleiter an der Reihe war, meine Plots selbst geschrieben und ausgearbeitet, statt auf gekaufte zurück zu greifen. Momentan versuche ich diesen alten „pen and paper“ Stories ein neues Leben in Form eines Romans zu geben.

Die Ruine Boyneburg in Thüringen habe ich letztes Jahr besucht.

Workshops austüfteln, vorbereiten und durchführen

Märchen sind mehr als nur schöne Geschichten. Es sind Seelenbilder und Träger von universeller Weisheit, die sich jeder erschließen kann, der es möchte. Was mich am meisten daran fasziniert ist, dass jeder seinen eigenen Zugang zu den Märchen finden kann. Anders als bei der Interpretation in der Schule gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur die eigene Weisheit, die sich dem Betrachter erschließt.

Vielleicht mag ich es deshalb so gerne Workshops auszutüfteln, vorzubereiten und durchzuführen, die den Teilnehmer zu der Weisheit der Märchen führt und ihn dort abholt wo er gerade steht. Es macht mir Spaß die Verbindung der Märchen zum eigenen Leben aufzuzeigen und anderen zu helfen, diese für sich zu erschließen. Dabei verwende ich gern verschiede Methoden, die ich im Laufe meiner Ausbildung, aber auch beim Besuch verschiedener Kurse gelernt habe und manches habe ich mir auch Stück für Stück selbst beigebracht.

Dieses Bild entstand nach einer geführten Traumreise um das Gesehene festzuhalten.

Organisieren

Ich liebe es größere und kleinere Events zu organisieren. Da ich ein sehr strukturierter Mensch bin, fällt es mir leicht den Überblick zu behalten und die zu erledigenden Dinge so einzuteilen, dass sie sich problemlos bewältigen lassen und nichts vergessen wird. Dabei hantiere ich gern mit Tabellen und To-do-Listen. Außerdem liebe ich es die anstehenden Aufgaben an andere je nach persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten zu delegieren. Mir ist vollkommen egal, ob ich vorne stehe und eine aktive Rolle bei der Durchführung habe oder ob ich im Hintergrund die Fäden in der Hand halte. Auf Publikumswirksamkeit lege ich in solchen Fällen keinerlei Wert. Wichtig ist mir, dass alles funktioniert, dann kann ich mich gut und entspannt zurücklehnen. Das Organisieren liegt mir definitiv im Blut.

Zuhören

Das Wichtigste bei einem Gespräch ist womöglich gar nicht das Reden, sondern das Zuhören. Es zeigt, dass man Interesse am anderen hat und einem wichtig ist, was er sagt. Durch gezielte Fragen kann man tiefer in das Erzählte eindringen. Das gilt natürlich besonders, wenn jemand von einem Problem erzählt und man so Anstöße zur Lösung geben kann.

Zuhören kann ich gut, schon immer. Irgendetwas habe ich an mir, das wildfremde Menschen dazu bringt, mir ihre Geschichte, ihre Probleme zu erzählen. Damit meine ich jetzt nicht Teilnehmer eines Workshops, die mich, wenn womöglich auch nur kurz, kennengelernt haben, sondern Leute auf der Straße, auf ich zuvor nie gesehen habe. Eigentlich wollte ich nur etwas an einem Probierstand versuchen, in einem kleinen Laden etwas kaufen, einer Frau mit Rollator die Tür aufhalten oder mich für eine kurze Pause auf eine Parkbank niedersetzen… doch dann kommt es zu einem Gespräch. Wenn ich es einrichten kann, nehme ich mir die Zeit und höre zu, so lange wie mein Gegenüber braucht. Wahrscheinlich könnte ich Bücher schreiben über das, was mir in solchen Momenten anvertraut wurde. Das werde ich aber nicht, denn eine meiner Eigenschaften ist, dass ich Schweigen kann wie ein Grab.

Kochen und Backen

Ich liebe es neue Gerichte auszuprobieren und wenn mir ein Essen nicht schmeckt, so wie es im Rezept steht – dann wird eben abgewandelt. Da kann es schonmal vorkommen, dass ich beim Abschmecken denke: Äh, nein! Dann öffne ich die Schranktür mit den Gewürzen, schau was ich womöglich im Kühlschrank habe und fange an zu tüfteln, bis der Geschmack stimmt – wozu ist Frau denn kreativ? Ich behaupte mal frech, ich bin sehr gut im Kochen, bisher hat es noch allen geschmeckt – es sei denn, ich habe eine Zutat erwischt, die mein Gegenüber nicht mochte.

Darüber hinaus liebe ich es zu Backen. Nicht nur Kuchen und Torten, auch Brot und Brötchen backe ich hin und wieder selbst. Auch hier teste ich immer wieder neue Rezepte. Gerne werde ich nach selbstgebackenen Torten für die verschiedensten Anlässe gefragt und freue mich, wenn ich für das Ergebnis gelobt werde – was so gut wie immer der Fall ist. Mein Bruder hat mich sogar gefragt, ob ich seine Hochzeitstorte backe, aber der Herausforderung habe ich mich dann doch nicht gestellt…

Zeit mit mir allein verbringen

Ich liebe es, Zeit mit mir allein zu verbringen. Gerne beschäftige ich mich mit mir selbst, mit meinen Fähigkeiten, meinen Macken, meiner Vergangenheit und Zukunft. Mich selbst zu ergründen und mich selbst immer besser kennenzulernen ist für mich eine immerwährende Quelle interessanter Stunden.

Gerne wandere ich auch ganz allein, in meinem eigenen Tempo und lasse dabei die Gedanken einfach ziehen. Durch meine gute Beobachtungsgabe entdecke ich viel Bemerkenswertes. Dabei hilft mir ein VHS Kurs, den ich vor vielen Jahren in Erlangen gemacht habe. Den Namen weiß ich nicht mehr, ebenso wenig den Namen der Kursleiterin, doch es war ein Kurs in Ur- und Frühgeschichte und mein Blick wurde sehr geschärft durch ihn.

Im Kino läuft ein Film, aber niemanden interessiert er oder keiner hat Zeit? Kein Problem, dann gehe ich eben allein. Ein Besuch im Museum, im Café oder Restaurant allein – kein Thema, mach ich mit Links und ohne mich dabei seltsam zu fühlen. Ich genieße diese Zeit mit mir sehr.

Selbstredend dass jemand wie ich – der seine Batterien am besten auftankt wenn er allein ist – auch ein bis zweimal im Jahr allein in Urlaub fährt. Übrigens war ich bis vor wenigen Tagen zwei Wochen auf der Insel Rügen.

Ich am Königsstuhl auf Rügen

Kreativ sein

Kreativität liegt mir im Blut. Neugierig wie ich bin, habe ich schon die verschiedensten Dinge ausprobiert. So habe ich mit Erfolg getöpfert, gefilzt, Goldschmiedearbeiten gemacht, Tassen bemalt, Karten gebastelt, Makramee und Kissen geknüpft, genäht, Fensterbilder gebastelt, Tontöpfe bemalt und natürlich gehäkelt.
Als Kind lernte ich Akkordeon spielen, später habe ich mir ein Keyboard gekauft und mir das Spielen beigebracht. Dank des Flötenunterrichts in der Schule kann ich Blockflöte spielen und auch auf der Irischen Tin Wistle stelle ich mich gar nicht so blöd an. Außerdem kann ich ein klitzeklein wenig Harfe spielen.

Mein schönstes Töpferwerk: ein roter Drache. Die Farbe kommt auf dem Bild leider nicht so raus…

Apropos spielen, in Kitzingen gab es vor Jahren eine Schauspielerin, die an der VHS Unterricht gab und so habe ich drei Jahre Schauspielunterricht genommen. Später gründete ich mit einigen anderen eine Laienspielgruppe, in der ich als Regisseurin fungierte. Einmal aber stand ich selbst auf der Bühne, als die Hauptdarstellerin kurz vor dem Auftritt krank wurde und ich als einzige ihren Text auswendig konnte.

War es das schon?

Nein, natürlich nicht! Würde ich alles aufzählen, was ich kann, so würden sich noch etliche Seiten füllen, doch das möchte ich nicht.

Beim Schreiben huschte mir etliche Male ein Lächeln über das Gesicht und ja, ich kann sagen, ich fühle mich durchaus stolz, wenn ich all das betrachte.

Nun möchte ich den Stab gern an dich weiterreichen und dir die Frage der Blogparade ans Herz legen: „Was kannst du?“ Die Blogparade geht noch bis zum 31. Mai 2023, vielleicht hast du ja jetzt Lust ebenfalls mitzumachen.

Außerdem freue ich mich immer über Kommentare zu meinen Blogbeiträgen – und wenn du mir dabei erzählen magst, was du kannst, freue ich mich noch mehr.

Märchenrätsel 17.05.2023

Das heute gesuchte Märchen zieht mich seit einiger Zeit in den Bann. Im Grunde ist die Heldin faul, aber trotzdem gelangt sie mit Hilfe der drei Jungfrauen ans Ziel ihrer Wünsche.

Welches Märchen suche ich heute?

Märchenrätsel 10.05.2023

Ein Märchen das ich sehr mag wird heute gesucht. Allerdings ist mein persönliches Empfinden einem Einhorn gegenüber ein ganz anderes…

Welches Märchen suche ich heute? Antwortet mir gern ich den Kommentaren.

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